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Soziale Folgen des liberalisierten Weltmarkts für Textil und Bekleidung
Strategien von Gewerkschaften und Frauenorganisationen
Der Strukturwandel der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie war in den letzten Jahrzehnten durch massive Produktionsverlagerungen gekennzeichnet, in deren Verlauf Millionen Arbeitsplätze in den Industrieländern abgebaut und in Entwicklungsländern geschaffen worden sind. Mit dem Ende des Quotensystems im Jahr 2004 wurde die Liberalisierung des Welttextil- und Bekleidungsmarkts eingeleitet. Die Frage nach einer wirksamen Interessenvertretung der überwiegend weiblichen Beschäftigten stellt sich damit in neuer Schärfe.
Denn durch die GATT- und WTO-Politik der Marktöffnung, die an keine soziale Regulierung gekoppelt ist, sowie durch ihre Steuerung globaler Wertschöpfungsketten können multinationale Importunternehmen dieser Branche ihre Marktanteile heute durch Kostensenkung und Verdrängung von Konkurrenten vergrößern. In einem liberalisierten Markt werden die Beschäftigten an unterschiedlichen Standorten noch leichter gegeneinander ausgespielt und eine gemeinsame Interessenvertretung erschwert. Nutznießerinnen sind dabei weniger die Arbeitsplatzgewinnerinnen, deren Fabrikalltag - wie die vorliegende Studie am Beispiel Chinas zeigt - von zahlreichen Arbeits- und Frauenrechtsverletzungen geprägt ist, sondern vor allem die multinationalen Unternehmen, die an keine globale Sozialverpflichtung gebunden sind.
Ingeborg Wick, die Autorin der OBS-Studie, arbeitet bei SÜDWIND - Institut für Ökonomie und Ökumene - und forscht dort gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen mit der Überzeugung, dass weltweit viele Menschen unter den Auswirkungen der globalen Wirtschaftsweise leiden und es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Reichtum einiger und der Armut vieler Menschen vor allem in Entwicklungsländern gibt. Bei SÜDWIND werden neben der Analyse der Probleme auch Handlungsansätze entwickelt, um Politik, Wirtschaft, Verbraucherinnen und Verbraucher als Mitverantwortliche dieser Missstände in den Entwicklungsländern zu sensibilisieren und gleichzeitig Lösungswege hin zu mehr weltwirtschaftlicher Gerechtigkeit im Interesse der Armen aufzuzeigen.
Die Otto Brenner Stiftung will mit der Veröffentlichung dieser Studie auf die sozialen Folgen des liberalisierten Weltmarktes für Textil und Bekleidung am Beispiel der Länder China, Süd-Afrika und Deutschland/Europäische Union aufmerksam machen. Wir hoffen darüber hinaus, mit den Ergebnissen dieser Untersuchung einen kleinen Beitrag dafür leisten zu können, dass sich Gewerkschaften, Betriebsräte und Frauenorganisationen in der Textil- und Bekleidungsindustrie noch besser für weltweite, einklagbare Arbeits- und Frauenrechte einsetzen. Die ILO-Agenda für eine menschenwürdige Arbeit und die Forderungen des UN-Entwicklungsfonds für Frauen sind hierfür richtungsweisend.
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