Öffentlichkeit ohne Journalismus?
Rollenverschiebungen im lokalen Raum
OBS-Arbeitspapier 72
Erscheinungsdatum 31. Oktober 2024
Autor*innen: Barbara Witte/ Gerhard Syben
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Die Digitalisierung medialer Prozesse, die Ökonomisierung medialer Angebote, aber auch tiefgreifende Veränderungen im Nutzungsverhalten des Publikums und wirtschaftlicher Druck haben den Journalismus und sein Umfeld in den vergangenen Jahren nachhaltig verändert. Von diesen Entwicklungen scheint die Lokalpresse besonders betroffen zu sein: Die ‚Produktion‘ lokaler Öffentlichkeit wandert zunehmend in neue Hände.
Das ist der Ausgangspunkt der Untersuchung von Barbara Witte und Gerhard Syben. Sie untersuchen die Öffentlichkeitsarbeit lokaler Akteur*innen unter den Bedingungen der Digitalisierung. Ein Befund: Lokale Akteur*innen wie Vereine, Kultureinrichtungen oder Kommunen machen sich stärker von Lokalzeitungen unabhängig. Es herrscht der Eindruck, dort fehle es an Interesse für ihre Belange. Ergebnis dieser sinkenden Beachtung ist, dass sie sich über „eigene Kanäle“ und insbesondere über die Sozialen Medien direkt und zielgruppenorientiert an die Öffentlichkeit wenden. Die „Gatekeeper-Funktion“ des traditionellen Journalismus verliert so weiter an Relevanz, eine wichtige Säule der Demokratie droht zu erodieren.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dafür sensibilisieren, dass für liberale Demokratien Pressevielfalt und Qualitätsjournalismus auch im lokalen Bereich von großer Bedeutung sind.
Informationen zum Arbeitspapier 72
- Presseinformation der Otto Brenner Stiftung [PDF]
Arbeitspapier 72 online lesen
Kurzfassung Arbeitspapier 72 online lesen
- "Lokal-PR entfremdet sich vom Journalismus, sagt Studie der Otto-Brenner-Stiftung.", Tim Gieselmann, www.turi2.de, 31.10.2024
- "Studie zeigt Bedeutungsverlust von Lokaljournalismus", www.evangelische-zeitung.de, 31.10.2024
- "Lokaljournalismus vor dem Exitus?", Thomas Pany, www.telepolis.de, 02.11.2024
- "Lokalzeitungen haben für PR an Bedeutung verloren", www.kom.de, 04.11.2024#
- Öffentlichkeit ohne Journalismus, Till Schmidt, mmm.verdi.de, 14.11.2024
- "Der Wandel im Lokaljournalismus: Digitale Plattformen als Chance für eine informierte Öffentlichkeit", Thomas Wolf, www.saechsische.de, 14.11.2024
Die beiden Autor*innen haben die Öffentlichkeit und ihre Protagonist*innen schon länger im Blick. 2022 ist ihre Studie: „Erosion von Öffentlichkeit. Freie Journalist*innen in der Corona-Pandemie“ erschienen.
Interessante Links und weiterführende Materialien
Die Ordnung der Plattformen
Jürgen Habermas: Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik
Das Alltägliche vor Ort: Die Bedeutung des Lokaljournalismus in der digitalen Medienwelt
Wiebke Möhring: Lokaljournalismus im Fokus der Wissenschaft
Die Autor*innen
Barbara Witte
Prof. Dr. Barbara Witte, Professorin für Rundfunkjournalismus und Onlinekommunikation an der Hochschule Bremen. Lehr- und Forschungsgebiet: Praktischer Qualitätsjournalismus. Barbara Witte hat viele Jahre für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet, bevor sie 2004 an die Hochschule Bremen berufen wurde.
Kontakt:
Prof. Dr. Barbara Witte
Hochschule Bremen
mobil: +49 173 96 22 168
E-Mail: barbara.witte(at)hs-bremen.de
Gerhard Syben
Prof. Dr. Gerhard Syben, ehem. Professor für Arbeits-, Berufs- und Industriesoziologie an der Hochschule Bremen. Forschungsgebiet: Zusammenhang von Arbeitstätigkeit, Kompetenzanforderungen und beruflicher Bildung
Kontakt:
Prof. Dr. Gerhard Syben
Forschungsinstitut für Beschäftigung Arbeit Qualifikation (BAQ)
mobil: +49 176 23 69 95 52
E-Mail: institut(at)baq-bremen.de