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Die Elektroindustrie in Ostdeutschland
Entwicklung 1995–2006 und Ansatzpunkte einer arbeitsorientierten Branchenstrategie. Kurzfassung
Die Branchenanalyse „Elektroindustrie in Ostdeutschland“ verfolgt das Ziel, Entwicklungen der ostdeutschen Elektroindustrie darzustellen und Besonderheiten im Vergleich zur Entwicklung in Westdeutschland herauszuarbeiten. Daraus werden branchenbezogene Handlungskorridore abgeleitet und Gestaltungsmöglichkeiten diskutiert.
Die von der Otto Brenner Stiftung in Auftrag gegebene und von Jörg Hennersdorf, Gregor Holst und Walter Krippendorf durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Elektroindustrie trotz der gravierenden Einbrüche in der Nachwendezeit auch durch gezielte Förderung im Zuge des „Aufbau Ost“ in den traditionellen Zentren restrukturiert und neu aufgebaut wurde und international wettbewerbsfähige industrielle Kerne, z. B. in Dresden, Jena und Erfurt, entstanden sind. Die Elektroindustrie hat sich in den letzten 15 Jahren in Ostdeutschland dynamischer entwickelt als in Westdeutschland. Die Umsätze der Branche stiegen in Ostdeutschland deutlich stärker als in der Gesamtbranche.
Die Beschäftigungsentwicklung zeigte in Ostdeutschland einen leicht positiven Trend – gegenüber einem negativen gesamtdeutschen Trend. Die ostdeutsche Elektroindustrie ist – unterm Strich – ein Beispiel für strukturpolitisch positive Effekte, die durch gezielte Industriepolitik erreicht werden können.
Neben diesen positiven Entwicklungen zeigt die Studie aber auch, dass in der ostdeutschen Elektroindustrie ein deutlicher Einkommensunterschied im Vergleich zu Westdeutschland festzustellen ist und sich dieser in den letzten 10 Jahren nicht verringert hat. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in der ostdeutschen Elektroindustrie deutlich über dem westdeutschen Vergleichswert.
Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise, deren Dynamik, Reichweite und Folgen noch nicht präzise abzuschätzen sind, lässt aber schon heute eine Entwicklung befürchten, die dazu führen kann, dass industrielle „Leuchttürme“ in ihrer Struktur, unter Umständen in ihrer Existenz gefährdet sind. Die Sicherung von großen Investitionen, die über mehr als ein Jahrzehnt von der Gesellschaft mitfinanziert wurden, wird daher auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe branchenorientierter Industriepolitik sein.
Zur Gestaltung einer solchen Politik diskutiert die Studie zahlreiche Vorschläge. Sie reichen von Überlegungen zur Standort- und Arbeitsplatzsicherung bis hin zu Konzepten, die die positive Branchenentwicklung mit einer Entwicklung zur „Guten Arbeit“ verbinden und die Verfestigung der arbeitspolitischen Disparitäten reduzieren können.
Die Otto Brenner Stiftung hofft, mit der Vorlage dieser Untersuchung und den Ergebnissen dieser Studie einen Beitrag liefern zu können zur notwendigen Diskussion, wie angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen, die ein vom Finanzmarkt getriebener Kapitalismus mit sich gebracht hat, durch eine aktive Industrie- und innovative Strukturpolitik auch langfristig wirtschaftlicher Wohlstand, soziale Sicherheit, ökologische Nachhaltigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit klug miteinander verbunden und stabilisiert werden können.
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