Nur schöner Schein?
Demokratische Innovationen in Theorie und Praxis
Erschienen am 1. Juni 2015
Autor: Wolfgang Merkel
Die Klage über die "Krise der Demokratie" ist so alt wie die Demokratie selbst. Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Debatte in den vergangenen Jahren jedoch an Fahrt gewonnen. Weit über Wissenschaft und Politik hinaus wird über "Postdemokratie" (Colin Crouch), "demokratische Legitimationsdefizite" und "Direkte Demokratie" diskutiert. In der Studie untersucht Dr. Wolfgang Merkel ausgewählte Krisen-Diagnosen und mögliche demokratiefördernde Gegenmaßnahmen.
Wolfgang Merkel, ist ein weit über den deutschsprachigen Raum hinaus profilierter Fachmann für demokratische Transformationsprozesse und hat das Konzept der "Defekten Demokratie" mitentwickelt. In der Studie geht er von drei zentralen Herausforderungen für die heutigen Demokratien aus: Einem grundsätzlichen Konflikt zwischen kapitalistischen Dynamiken und demokratischen Verfahren; einem demokratischen Partizipationsdefizit, hervorgerufen durch sozioökonomische Ungleichheit; einer Entmachtung der nationalen demokratisch legitimierten Institutionen durch wirtschaftliche Globalisierung.
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen hat Merkel für die Otto Brenner Stiftung vier demokratische Innovationen untersucht, die gegenwärtig viel diskutiert werden: Volksabstimmungen, Deliberative Verfahren und Versammlungen, Digital Democracy und Supranationale Demokratie. Er kommt zu dem Ergebnis, dass sich der demokratiefördernde Wert dieser Verfahren nur dann entfalten kann, wenn sie eng mit existierenden repräsentativ-demokratischen Verfahren verbunden werden. Für sich genommen böten die diskutierten demokratischen Neuerungen keine ausreichende Antwort auf die beschriebenen Herausforderungen: "An erster Stelle muss vielmehr eine Reformierung und Vitalisierung von Parteien, Parlament und Regierung selbst stehen."
Informationen zur Studie
- Gemeinsame Pressemitteilung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und der OBS: "Das Internet bringt keine Wähler zurück – Demokratische Innovationen beantworten die soziale Frage der Demokratie nicht", 05.06.2015"
- "Die Macht der sozialen Netzwerke – In der Ausnüchterungsphase", Anna Sauerbrey, Potsdamer Neuste Nachrichten, 26.08.2015
- "Parteien, Parlament und Regierung haben laut WZB eine Reformierung und Vitalisierung nötig",
Osterhofener Woche, 08.06.2015 - "Kein Heilmittel gegen Politikverdruss", Wiener Zeitung, 12.06.2015
- "Das Internet bringt Wähler nicht zurück", VDI Nachrichten, 19.06.2015 (depubliziert)
- "Das Internet bringt keine Wähler zurück", NachDenkSeiten, 24.06.2015
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Der Autor
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Telefon: 030-25491330
wolfgang.merkel(at)wzb.eu
Weitere Informationen zum Autor finden sie auf den Webseiten des Wissenschaftszentrum Berlin und der Humboldt-Universität Berlin.
Ausgewählte Veröffentlichungen des Autors
- "Demokratie und Krise: Zum schwierigen Verhältnis von Theorie und Empirie", Springer Verlag, 2015
- "Direkte Demokratie: Referenden aus demokratietheoretischer und sozialdemokratischer Sicht", Friedrich Ebert Stiftung, 2014
- "Defekte Demokratie, Band 1: Theorie", Springer Verlag, 2003