+++ Die Otto Brenner Stiftung (OBS) vergibt 2024 zwei Preise und zwei Stipendien im Rahmen der „Auszeichnung für behinderte Journalist*innen“ +++ Die Preisträger*innen der zweiten Ausschreibung sind Louisa Band und Artin Madjidi mit einem Team von andererseits +++ Lisa Steiner erhält einen Sonderpreis +++ Matthias Keck und Britta Bauchmüller überzeugten die Jury mit ihren Rechercheanträgen +++
Die Otto Brenner Stiftung vergibt 2024 zum zweiten Mal die „Auszeichnung für behinderte Journalist*innen“. Die beiden Preise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert. Artin Madjidi und das inklusive Team des Medienhauses andererseits aus Wien erhalten einen Preis für den Beitrag „Rette sich wer kann – wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderung versagt“, erschienen am 11. Juli 2023 bei andererseits in Zusammenarbeit mit der Filmproduktionsfirma „Henx“. Thema der ausgezeichneten Leistung ist die Flutkatastrophe im Ahrtal. „Im Journalismus geht es unter anderem darum, Missstände in der Gesellschaft sichtbar zu machen, Betroffenen eine Stimme zu geben und Lösungsansätze aufzuzeigen. Das ist dem Team mit diesem Beitrag mehr als geglückt“, lobt Jurymitglied Laura Lindemann. „Der Preis zeigt: Die Politik soll die Schutzmaßnahmen nochmal durchgehen“, fordert Preisträger Madjidi. „Dann sind auch Menschen mit Behinderungen sicher.“ „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, ergänzt Co-Moderatorin Clara Porák. „Sie zeigt, dass kritischer Journalismus von Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam gemacht werden kann.“
Louisa Band erhält einen Preis für ihren Beitrag „Wie inklusiv sind Start-ups“, erschienen am 8. Februar 2024 in ZEIT Campus. Die Autorin recherchierte zu Behindertenwerkstätten, die von Start-up-Unternehmen eingesetzt werden. „Der Beitrag zeigt, wie wichtig es ist, dass nicht alles, was gut aussieht, auch gut sein muss, sondern dass es wichtig ist, die gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen. Das ist Frau Band sehr gut gelungen. Der Beitrag ist ein gutes Beispiel dafür, dass Vielfalt im Journalismus neue Perspektiven schafft“, begründet Christiane Link die Entscheidung der Jury. „Ich fühle mich sehr geehrt, in diesem Jahr den Preis für meine Arbeit zu erhalten. Die Etablierung des Preises ist für mich ein großer und bedeutender Schritt in die richtige Richtung“, sagt Band. „Der Preis für Journalist*innen mit Behinderungen ist ein Zeichen an alle Redaktionen, denn die Preisträger*innen zeigen allesamt, dass es uns behinderte Journalist*innen gibt, und dass wir hervorragende Arbeit leisten.“
Die unabhängige Jury aus Christiane Link, Laura Lindemann und Maja Weber vergibt zudem einen Sonderpreis für ein Thema ohne inklusiven Bezug. 1.000 Euro erhält die freie Journalistin Lisa Steiner für den Beitrag über die Wiener Manner-Villa „Margen… mag man eben“, erschienen am 13. Dezember 2023 in der Wochenzeitung Falter.
„Ich habe eine investigative Recherche eingereicht, um zu zeigen, dass behinderte Journalist*innen nicht nur über Behinderung schreiben“, so Steiner. „Diskriminierung und Missachtung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen sind kein Thema ausschließlich für behinderte Journalist*innen. Diese Missstände müssen ein Thema für alle Journalist*innen sein! Leider ist das weder in der Branche noch in der Gesellschaft angekommen.“ Steiner fordert mit Nachdruck: „Macht Redaktionen endlich zu inklusiven Arbeitsstätten! Es gibt so viele tolle Journalist*innen mit Behinderungen, man muss sie nur arbeiten lassen.“
Neben den Preisen für veröffentlichte Beiträge zeichnet die Jury auch überzeugende Anträge mit zwei Recherche-Stipendien aus, die jeweils mit 3.000 Euro dotiert sind. Ein Stipendium erhält Matthias Keck, Redakteur bei der Landshuter Zeitung, für das inklusive Podcast-Projekt mit Laura Mies „mies keck – über junge Menschen in und um Landshut.“ „Ich will allen Rollstuhlfahrern, wie ich einer bin, Lust machen, sich zu zeigen“, so Antragsteller Keck. „Wir tun all das mit erschwerten Voraussetzungen, darum brauchen wir Hilfe, unsere Ideen wahr werden zu lassen. Genau darum bin ich so stolz, Teil dieses Medienprojekts der Otto Brenner Stiftung zu sein.“ Das zweite Stipendium bekommt die freie Journalistin Britta Bauchmüller. Sie recherchiert zum Thema „ETF, Immobilien, Renten – Wie Vorsorge klappt, wenn du chronisch krank oder behindert bist.“ „Ich möchte nicht über, sondern für Menschen mit Behinderung schreiben“, schildert Bauchmüller ihre Motivation. „Herkömmliche Ratgeber passen oft nicht zu ihrer Situation. Sie müssen sich aber genauso gut informieren können. Dank der Förderung der Otto Brenner Stiftung kann ich ein wichtiges Thema beleuchten, das es in den Redaktionen schwer hätte.“
„Wir freuen uns, dass Menschen mit Behinderungen in diesem Jahr auch in den Beiträgen zu Wort kommen“, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung „Das ist wichtig, weil die Beeinträchtigungen damit in der medialen Welt und in der Gesellschaft sichtbar werden.“ Die OBS verfolgt mit dem Projekt das Ziel, Medienschaffende mit Behinderungen bei der Ausübung ihres Berufes zu unterstützen. Die Jury hat vor allem konstruktive und lösungsorientierte Beiträge ausgewählt. Mit dem Preis soll der inklusive Journalismus mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung erhalten. Durch die Stipendien erhalten Journalist*innen die Möglichkeit, wichtige Themen von gesellschaftlicher Relevanz zu beleuchten und Lösungsansätze zu recherchieren.
Die kommende Ausschreibung der „Auszeichnung für behinderte Journalist*innen“ beginnt am 1. März 2025 und läuft bis zum 30. April 2025.
Weitere Informationen: Auszeichnung für behinderte Journalist*innen:
https://journalismus-preis.org/
Pressemitteilung als PDF-Datei |
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