Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
als sich im Herbst 2020 eine 2. Corona-Welle abzuzeichnen begann, blieb uns keine andere Wahl, als die für Mitte November geplante Verleihung der Otto Brenner Preise für kritischen Journalismus zu verschieben. Die Jahrestagung, die wir mit dem Arbeitstitel „30 Jahre staatliche Einheit – weiterhin gespaltene Medien?“ vorbereiteten, sagten wir hingegen komplett ab. Das fiel uns schwer, hätten wir doch mit einem attraktiven Programm und einem namhaften Podium einen interessanten Aufschlag für ein bisher sträflich vernachlässigtes Thema machen können. Geplant war, zu den Feierlichkeiten aus Anlass der 30jährigen Wiederkehr der deutschen Einheit einen gewissen (Gegen-) Akzent zu setzen und auf unserer Tagung eine Frage kritisch zu diskutieren: Wie ist es, 30 Jahre nach Überwindung der staatlichen Teilung, um den aktuellen Stand der medialen Einheit bestellt? Das Thesenpapier, das Lutz Mükke aus Leipzig zur Tagung vorlegen wollte, hätten neben Heribert Prantl und Gregor Gysi unter anderen auch Christoph Links und Frau Wildermuth (damals noch MDR-Hörfunkdirektorin; inzwischen BR-Intendantin) diskutiert.
Die notwendig gewordene Absage schmerzte - aber auch ohne Aussicht, die Präsenz-Tagung in Berlin durchführen zu können, blieben wir an dem Thema dran: Das knappe und zugespitzte Thesenpapier haben wir zu einem etwas umfangreicheren und inhaltlich breiter angelegten Diskussionspapier ausgebaut, das wir in der ersten März-Woche veröffentlicht haben (siehe weitere Infos unten im Newsletter). Wir vermuten, dass einige der Deutungen und Interpretationen unseres Autors nicht ohne Kritik oder Widerspruch bleiben werden. Lutz Mükke ist beispielsweise davon überzeugt, dass „die Monopolisierung und Provinzialisierung des Medienangebots im Osten der Republik wahrscheinlich ebenso zur Verschiebung des gesellschaftspolitischen Klimas und zu den Mobilisierungserfolgen populistischer Bewegungen im Osten beigetragen haben, wie die mangelhafte Partizipation und Repräsentation Ostdeutscher in überregionalen Leitmedien“. Wenn Präsenz-Veranstaltungen wieder „normal“ sind, wollen wir das Streitthema aufgreifen und zu öffentlichen Diskussionen über das Arbeitspapier, die Handlungsempfehlungen des Autors und zur „Lage der Medien im Osten“ einladen.
Aber noch ist es leider so, dass die Corona-Pandemie nicht nur die Schlagzeilen der Presse beherrscht, sondern auch weiterhin unseren privaten wie beruflichen Alltag prägt.
Dennoch haben wir entschieden, im laufenden Jahr unseren Journalist*innenpreis (dann schon zum 17. Mal) auszuschreiben - zwischen dem 1. April und 30. Juni können Bewerbungen bei uns eingereicht werden. Und wir sind guter Dinge, dass wir am 22. November die diesjährigen Preisträger*innen in Berlin wieder im Rahmen einer gewohnten Preisverleihung, mit Gästen und Publikum, auszeichnen können.
Wir hoffen zudem, dass uns Corona im nächsten Jahr keinen Strich durch unsere Planungen macht. Im Herbst 2022 steht nämlich ein besonderes Datum an: Die OBS wird dann 50 Jahre jung – und dieses Jubiläum wollen wir zusammen mit der Preisverleihung angemessen feiern und mit einer besonderen Festveranstaltung ehren.
Wir nehmen mit Elan und Zuversicht die nächsten Aufgaben in Angriff - und danken dafür, dass unsere Leser*innen unsere Arbeit schätzen, mit Interesse die Ergebnisse verfolgen und gelegentlich auch durch Spenden materiell unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team
Frankfurt/Main, März 2021