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Otto Brenner Newsletter

05/2021 – 28. Oktober 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

kaum einer hatte die Brisanz des Themas wirklich im Blick, der Öffentlichkeit war die politische Relevanz des Problems kaum bewusst, in den Nachbetrachtungen zu den gesellschaftspolitischen Folgen der Bundestagswahl spielte es keine Rolle: Mit dem Wiedereinzug der Alternative für Deutschland (AfD) in den Deutschen Bundestag nach der Wahl am 26. September könnte mit ihrer parteinahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) erstmals von Seiten des Staates eine Stiftung gefördert werden, die dem extrem rechten politischen Spektrum nahesteht.

Seit aber Jan Böhmermann in seinem ZDF Magazin Royale am 8. Oktober ein politikwissenschaftliches Proseminar zu „parteinahen Stiftungen“ anbot, gewinnt die Frage nach „Staatsgeldern für Demokratiefeinde“ so an Fahrt, dass sie vermutlich sogar Gegenstand der Gespräche wird, die SPD, Grüne und FDP mit Blick auf die neue Bundesregierung führen. Abgestimmt zwischen FragDenStaat, der Böhmermann-Redaktion und uns veröffentlichten wir nach der Aufzeichnung der ZDF-Sendung das OBS-Arbeitspapier „Politische Bildung von Rechtsaußen“ über maßgebliche DES-Aktivist*innen aus politisch „neurechten Zusammenhängen“. Mit der Studie liefern wir stichhaltige Argumente für eine Diskussion über ein „Stiftungsfinanzierungsgesetz“ und stärken gleichzeitig die Arbeit der engagierten Bildungsstätte Anne Frank (Frankfurt/Main), die u.a. mit der Kampagne „Kein Geld für die AfD-Stiftung“ den zivilgesellschaftlichen Protest gegen die DES bündelt.

Weil sich in den vergangenen Wochen und Tagen viele Fragen nach dem Termin und dem Charakter der diesjährigen Preisverleihung häuften, teilen wir nun verbindlich mit, dass wir unsere Veranstaltung nur mit Preisträger*innen der Jahre 2020 (die Preisverleihung fiel im vergangenen Jahr coronabedingt aus!) und 2021 sowie geladenen Gästen durchführen. Wer am 22. November in Berlin ausgezeichnet wird, hat die Jury vor gut vier Wochen entschieden. Und wer zumindest virtuell an der Verleihung der Otto Brenner Preise 2021 teilnehmen möchte, kann den Live-Stream verfolgen, den wir ab 18.00 Uhr allen Interessierten kostenlos über unsere Webseiten zugänglich machen.

Wir danken für Ihr Verständnis und freuen uns über das Interesse an unseren Publikationen. Mit unserem Newsletter weisen wir gerne auf neuere OBS-Veröffentlichungen hin, denen wir viele kritische und engagierte Leser*innen wünschen.

Herzlichen Dank für das Interesse an unserer Arbeit und mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

Frankfurt/Main, im Oktober 2021

Otto Brenner Preis 2021: die Gewinner*innen stehen fest

Ende September tagte unsere Jury und wählte aus mehr als 450 Bewerbungen die diesjährigen Preisträger*innen aus. Die Gewinner*innen sind kommuniziert, unsere Preisseite ist mit den ausgezeichneten Beiträgen aktualisiert, die Vorbereitungen auf die Preisverleihung, siehe oben, laufen. Die Pressemitteilung zu Preisträger*innen, Infos zur Jury, Links zu ausgezeichneten Bewerbungen und (fortlaufend) aktuelle Informationen gibt es auf unserer Preisseite unter www.otto-brenner-preis.de

+++ aktuelle Studien +++ soeben erschienen +++ Studien bestellen +++

Förderung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung durch Steuergelder?

Die OBS-Studie zeigt, dass die DES ein zentraler Baustein für Versuche der Neuen Rechten werden könnte, in Deutschland Hegemonie im vorpolitischen Raum zu erlangen. Entscheidende Akteur*innen der Stiftung sind seit Jahrzehnten gut vernetzt und organisiert in der Neuen Rechten. Kritiker*innen befürchten, dass mit einer staatlichen Förderung in zweistelliger Millionenhöhe die DES dauerhafte Strukturen schaffen könnte, um menschenfeindliche Positionen der Neuen Rechten in der Gesellschaft stärker zu verankern.

Arne Semsrott/Matthias Jakubowski: Desiderius-Erasmus-Stiftung: Politische Bildung von Rechtsaußen, OBS-Arbeitspapier 51, Frankfurt/Main, Oktober 2021

Arbeitspapier lesen, downloaden oder bestellen

Konstruktiv durch Krisen?

Fallanalysen zum Corona-Journalismus

Die OBS analysiert erstmals Leistungen des konstruktiven Journalismus während der Corona-Pandemie. Ein zentraler Befund der Fallanalysen ist: Konstruktiv vermittelter Journalismus kann den diskursiven Charakter und die Vielfalt gesellschaftlicher Debattenkultur stärken. Aber: Der „neue“ Journalismus hat auch Grenzen, weil aktivistische Motivationen ein Glaubwürdigkeitsrisiko mit sich bringen. Unser profiliertes Autorenteam verarbeitet praktische Erfahrungen aus Redaktionen und unterbreitet Handlungsempfehlungen für zukünftige lösungsorientierte (Krisen) Berichterstattung.

Leif Kramp/Stephan Weichert: Konstruktiv durch Krisen? Fallanalysen zum Corona-Journalismus, OBS-AH 107, Frankfurt am Main, im Oktober 2021

Druckfrische Exemplare der Studie können bestellt oder als Digitalversion mit vielen Links im Text heruntergeladen werden

Medienjournalismus ist besser als sein Ruf

Wissenschaftler*innen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg haben die Medienseiten der überregionalen Printausgaben SZ, FAZ und taz sowie der Regionalzeitungen WAZ, Tagesspiegel und Kölner Stadt-Anzeiger analysiert. Insgesamt wurden über 2000 Medienartikel untersucht. Ein Befund: Der Medienjournalismus deutscher Tageszeitungen zeichnet sich durch eine überwiegend sachliche Berichterstattung aus. Aber: Die Studie identifiziert auch Schwachstellen. Die dringend gebotene Reflexion über die gesellschaftlichen Folgen der Medienumwälzungen kommt zu kurz und Veränderungen durch die Digitalisierung und die Europäisierung der Medien-Landschaft spielen eine untergeordnete Rolle, für Belange des Hörfunks zeigt er zu wenig Interesse.

Hektor Haarkötter/Filiz Kalmuk: Medienjournalismus in Deutschland. Seine Leistungen und seine blinden Flecken; AH 105; Studie lesen, downloaden, Printexemplare bestellen

Blinde Flecken der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung

Die Qualität der wirtschaftsjournalistischen Berichterstattung führt seit Jahren immer wieder zu Kontroversen. Kritisiert wird, dass einseitige Sichtweisen dominieren und konzeptionelle Vielfalt nicht genügend abgebildet wird. Mit unserer empirisch breit angelegten Studie gehen wir der Frage nach, wie wirtschaftswissenschaftlich plural und reflexiv Wirtschaftsjournalist*innen ausgebildet und qualifiziert werden. Ein zentraler Befund: Die wirtschaftsjournalistischen Zugänge zeichnen sich nicht durch inhaltliche Breite aus, sondern haben eine wirtschaftspolitische Schlagseite. Stiftung und Autor schlagen einen Mindeststandard für wirtschaftsjournalistische Qualifizierung vor, der aus drei Bausteinen besteht.

 „Qualifiziert für die Zukunft?“ Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland, AH 104 der OBS; Arbeitsheft 104 bestellen, online lesen oder downloaden

Künstliche Intelligenz und Diskurs über „Zukunft der Arbeit“

Die Berichterstattung von (Online-)Zeitungen und Debatten auf Social Media über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt zeichnen sich durch polarisierte Diagnosen aus: KI gilt als Hoffnungsträger auf der einen, aber auch als Auslöser von Zukunftsängsten auf der anderen Seite. Die Berichte schwanken zwischen Hoffnungen auf bessere Arbeitsbedingungen und Ängsten vor Jobverlust. Unsere Studie empfiehlt Medien einen bewussteren Umgang mit Sprache und plädiert für die Verwendung vielfältigerer Bilder von KI und Arbeitnehmer*innen.

Derya Gür-Şeker: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit; AP 50 der OBS, Frankfurt/Main 2021; Arbeitspapier downloaden oder online lesen

„Wo auf den richtigen Ton Wert gelegt wird“ – Die Podcast-Studie der OBS

Plattformen wie Facebook, Telegram oder YouTube sind wegen ihrer Bedeutung für die Verbreitung rechtsextremer und verschwörungserzählerischer Inhalte schon länger Kritik ausgesetzt. Die Podcast-Landschaft ist hingegen von ähnlichen Skandalen weit entfernt. Eine kultivierte, respektvolle Kommunikation ist hier die Norm - Wut, Hetze, Hass und (negative) Emotionalität sind Randerscheinungen ohne Relevanz. Unser Autor*innen-Team zeigt, dass Politik-, Nachrichten- und Wissenspodcasts sowie anspruchsvolle und längere Gesprächs-Angebote ungebrochen Popularität genießen und sich mit der Podcast-Landschaft eine besondere Form der „Aufklärung“ zu etablieren beginnt. Die Untersuchung identifiziert allerdings auch mittelfristige Bedrohungen dieser lobenswerten „Kultur“.

Lutz Frühbrodt/Ronja Auerbacher: Den richtigen Ton treffen - Der Podcast-Boom in Deutschland, OBS-AH 106, Frankfurt am Main, August 2021

Buch über „Neue Arbeit Chemnitz“

OBS/Stiftung Neue Länder (SNL)

OBS/SNL: Arbeitsmarktprojekte in den neuen Bundesländern

Die „Stiftung zur Förderung arbeitsmarktpolitischer Vorhaben in den neuen Bundesländern“ ist eine nicht rechtsfähige Stiftung in Verwaltung der Otto Brenner Stiftung (OBS). Seit mehr als einem Jahrzehnt unterstützt die „Stiftung neue Länder (SNL)“ auch konkrete Arbeitsmarktprojekte. Dabei kann es etwa um die Reintegration von Langzeitarbeitslosen auf den 1. Arbeitsmarkt gehen oder um aktive Unterstützung für Jugendliche, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Die Stiftung kann auch von ihr finanzierte Projekte wissenschaftlich begleiten lassen.

Kooperationen, Termine, Tipps und Links