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Otto Brenner Newsletter

05/2020 – 28. Oktober 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit unserem Herbst-Newsletter haben wir bisher immer auch über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für unsere Preisverleihung in Verbindung mit der OBS-Jahres- oder Medientagung informiert. Doch im Corona-Jahr 2020 ist vieles anders, die Pandemie bleibt auch nicht ohne Auswirkungen für unsere Doppelveranstaltung in Berlin. Der Verwaltungsrat der Stiftung hat entschieden, die für den 17. November geplante Jahrestagung ganz ohne Publikum als reine Streaming-Veranstaltung durchzuführen. Im 30. Jahr der deutschen Einheit werden wir uns mit der aktuellen Lage der Medien beschäftigen und fragen, ob die mediale Spaltung die Republik weiterhin prägt.

Und selbstverständlich haben auch die Entwicklungen der Corona-Pandemie unmittelbare Auswirkungen auf die inzwischen 16. Verleihung der Otto Brenner Preise. Zum ersten Mal können wir 2020 das feierliche Event nicht mit über 400 Gästen durchführen, sondern müssen es als „geschlossene Veranstaltung“ vorbereiten. Die Corona-Bestimmungen und Hygiene-Vorschriften erlauben uns nur eine Feier in kleiner Runde. Teilnehmen können nur die diesjährigen Preisträger und Preisträgerinnen, die Mitglieder der Preis-Jury und ein Arbeitsteam, das den Ablauf vor Ort organisiert. Soweit die „schlechte“ Nachricht.

Die gute Nachricht: Für beide Veranstaltungen werden wir am 17. November einen Live-Stream anbieten. So können unsere Stamm-Gäste, die der OBS seit Jahren die Treue halten, und alle Interessierten auch ohne Präsenz vor Ort unsere Angebote wahrnehmen. Die Jahrestagung beginnt um 15.30 Uhr, die Übertragung der Preisverleihung startet gegen 18.00 Uhr.

Das ist der aktuelle Stand unserer Überlegungen und Planungen zu Beginn der 44. Kalender-Woche – also vor dem Treffen Merkels mit den Länderregierungschefs und ihrer Regierungserklärung am 29.10. Wir schließen nicht aus, dass wir uns im Lichte der weiteren Entwicklung dazu veranlasst sehen, auch diese angepeilten Formate in Frage zu stellen. Preisverleihungen sind ein schönes Event, aber Gesundheit ist wichtiger!

Wir danken für Ihr Verständnis und hoffen sehr, dass wir am 17. November zumindest virtuell für Sie unsere Veranstaltungen durchführen können.

Wir werden zeitnah über alles Weitere informieren und danken schon jetzt für Ihr Verständnis. Wir freuen uns weiterhin über Ihre Unterstützung, auch finanzielle, und hoffen auf ein gesundes Wiedersehen in der Nach-Corona-Zeit.

Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

Frankfurt/Main, Oktober 2020

OBS: Preisverleihung in 2020 in „Geschlossener Gesellschaft“

Die Jury des Otto Brenner Preises hat Ende September aus mehr als 500 Bewerbungen die diesjährigen GewinnerInnen ausgewählt. Die Preise werden am 17. November in „geschlossener Gesellschaft“ überreicht. Kann die Verleihung stattfinden, streamen wir sie über die Webseiten der Stiftung und des Preises.

Und das sind die GewinnerInnen der Otto Brenner Preise 2020

Informationen zur Preis-Jury

Die Jury des Otto Brenner Preises

Allgemeine Informationen zum Preis

OBS-Jahrestagung am 17. November, 15.30 Uhr – 17.00 Uhr im Livestream

Weder Spiegel, FAZ, SZ noch ZEIT haben im Osten auch 30 Jahre nach der Vollendung der politischen Einheit eine nennenswerte Leserschaft. In den Redaktionen der einflussreichsten Leitmedien arbeiten weiterhin kaum ostdeutsche JournalistInnen. Auch gibt es kein einziges Leitmedium mit ostdeutschem Hintergrund. Es stellt sich die Frage, ob die etablierten westdeutschen Leitmedien die Diskurse, Geschichten und Perspektiven aus dem Osten seit der Wende genügend wahr- und ernstgenommen haben und nehmen? Dominieren westdeutsche JournalistInnen, Unternehmen und Verlage die gesellschaftlichen Diskurse in Deutschland zu stark? Kann es sein, dass dieser seit drei Jahrzehnten existierende Graben mit dazu geführt hat, dass das Vertrauen der Ostdeutschen in Medien und Journalismus viel geringer ist als im Westen, weil sie sich medial nicht genügend repräsentiert fühlen? Ist der Osten zu lange stimmlos geblieben? Waren die mediale Provinzialisierung und die Boulevardisierung beispielsweise der Regionalpresse mit die Wegbereiter für „Lügenpresse“-RuferInnen und den Aufstieg der „Alternative für Deutschland“ (AfD)?

Lutz Mükke (Leipzig) eröffnet mit Thesen die Debatte; es diskutieren unsere Gäste: Katja Wildermuth (MDR; neu gewählte BR-Intendantin), Gregor Gysi (Linkspartei), Heribert Prantl (SZ), Christoph Links (Verleger), Michael Meyen (Uni München). Nadine Lindner (DLF, Berlin) moderiert das Podium.

Live-Stream am 17.11.2020; 15.30 -17.00 Uhr, u.a. unter: www.otto-brenner-stiftung.de 

Aktuelle OBS-Studie: Wie der Medienmäzen Google den Journalismus umgarnt

Der Internet-Riese Google hat seit 2013 mehr als 200 Mio. Euro in den europäischen Journalismus gesteckt, der Löwenanteil ging nach Deutschland. Neben technologischen Entwicklungen werden auch Rechercheprojekte gefördert, Journalismus-Kongresse organisiert und Ausbildungsaufenthalte junger JournalistInnen finanziert. Warum macht Google das?

Ingo Dachwitz und Alexander Fanta, zwei engagierte Wissenschaftler und profilierte Datenjournalisten, beschreiben die Facetten eines komplexen „Ökosystems“ von Medienverlagen, Redaktionen und Datenkonzernen, werten aktuelle Daten über die finanziellen Zuwendungen aus und befragen AkteurInnen beider Seiten zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit. Die Studie zeigt, wie Google die Medien umgarnt – und lädt zugleich ein zu einer Debatte über öffentliche Innovationsförderung für den Medienbereich.

Fanta/Dachwitz: Medienmäzen Google – Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt; AH 103, Oktober 2020;

 

Defizite in der Medienberichterstattung über Vermögenssteuer

Seit 1997 wird die Vermögenssteuer in der Bundesrepublik nicht mehr erhoben. Seitdem haben sich wichtige Rahmenbedingungen deutlich verändert (starker Anstieg der Staatsausgaben zur Rettung der Banken nach 2008, die Eurokrise der frühen 2010er Jahre, die aktuelle Corona-Pandemie mit ihren Milliardenaufwendungen und die weiter wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich). Hat sich dieser grundlegende Wandel in der medialen Berichterstattung über die Vermögenssteuer niedergeschlagen? „Streitfall Vermögenssteuer“ identifiziert erstaunliche Lücken und kommt zu bemerkenswerten Ergebnissen.

  • AP 43 von Hendrik Theine über „Streitfall Vermögenssteuer? Defizite in der Medienberichterstattung“ online lesen oder downloaden

  • OBS-Pressemitteilung: Streitfall Vermögenssteuer - Defizite in der Medienberichterstattung [PDF] [OBS-Presseportal]

„Fridays for Future“-Buch erschienen

Die weltweite Dominanz des Megathemas „Corona-Pandemie“ hat Fragen des Klimawandels von der Tagesordnung politischer Diskurse verdrängt. Doch die mediale Präsenz der Pandemie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Probleme des Klimawandels weiterhin nicht gelöst sind. Zusammen mit anderen Stiftungen hat die OBS in 2019 empirische Untersuchungen der damals aufkommenden Protestbewegung in Deutschland ermöglicht. Inzwischen wurde weiteren Fragestellungen - etwa nach den Entscheidungs- und Mobilisierungsstrukturen der Bewegung sowie medialen und gesellschaftlichen Reaktionen auf die Proteste - nachgegangen. Entstanden ist ein interessanter Reader zu der jugendlichen Protestbewegung.

Für Interessierte steht der Band kostenlos zum Download bereit:

„Mauer in den Köpfen?“ - 30 Jahre Wiedervereinigung

Vor wenigen Wochen jährte sich zum 30. Mal, dass am 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit gefeiert werden konnte. Aus Anlass des runden Jubiläums haben wir Einstellungen zur deutschen Einheit seit der Wiedervereinigung 1990 analysieren lassen und dabei einen stabilen und nachhaltigen Trend zu einer „Einheitsmentalität“ identifizieren können: Die „Mauer in den Köpfen“ bröckelt, Fremdheitsgefühle nehmen ab, der Blick auf die Wiedervereinigung gleicht sich an. Besonders bei der jungen Generation und den BinnenmigrantInnen sind nur noch geringe Unterschiede in den Einstellungen festzustellen.
Ayline Heller u.a.: „Mauer in den Köpfen“? Einstellungen zur deutschen Einheit im Wandel; OBS-Arbeitspapier 42, Frankfurt am Main, September 2020

Interessante OBS-Arbeitshefte: schon vergriffen, download weiterhin möglich

Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts

Ist die Zivilgesellschaft ein Hort der Demokratie – oder ein Einfallstor für rechts? Mit welchen Themen und in welchen Bereichen versuchen Rechte ihren „Marsch durch die Organisationen“, wie reagieren Akteure der organisierten Zivilgesellschaft darauf und erweist sie sich als anfällig für rechte Interventionen – wie etwa „Hygiene-Demos“ nahezulegen scheinen. „Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts“ geht diesen Fragen nach.

Wolfgang Schroeder u.a.: Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts. Interventionsversuche und Reaktionsmuster, AH 102 der OBS, 152 S.; Juni 2020.

„Nachrichten mit Perspektive“

Redaktionen und JournalistInnen in Deutschland versuchen, auch in Krisenzeiten eine problemfixierte Berichterstattung mit konstruktiven Ansätzen zu ergänzen. Sie sehen darin eine Chance, „den Journalismus“ nachhaltig zu verändern, so das Fazit von „Nachrichten mit Perspektive“. In der Studie werden Konzepte konstruktiver und lösungsorientierter Berichterstattung vorgestellt und erste praktische Umsetzungen in Deutschland analysiert. Mit Berichten aus der Praxis, intensiven Interviews mit ExpertInnen und einem breiten Serviceteil ist „Nachrichten mit Perspektive“ mehr als eine Einführung für KritikerInnen wie ProtagonistInnen der Konzepte. Die OBS-Publikation ist auch interessant für den journalistischen Alltag und eignet sich zudem für Qualifizierungsangebote in der Aus- und Weiterbildung.

Leif Kramp/Stephan Weichert: Nachrichten mit Perspektive – Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland; OBS-Arbeitsheft 101; Frankfurt/M., Mai 2020

OBS-Arbeitspapiere: online lesen oder Studien downloaden

Wählen mit 16?

Eine Reihe von Staaten (z.B. Österreich) hat das Wahlalter bei nationalen Wahlen auf 16 Jahre festgelegt; auch in einigen deutschen Bundesländern kann man bei Kommunal- und Landtagswahlen schon mit 16 Jahren zur Wahl gehen. Weder das Alter für Volljährigkeit noch die Kopplung der Wahlberechtigung daran sind ein Naturgesetz, das Wahlrecht ist nicht in Stein gemeißelt, das Wahlalter kein Tabu.

Die OBS liefert mit „Wählen mit 16?“ einen empirischen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Absenkung des Wahlalters. Die Studie wägt Pro- und Contra-Argumente ab, setzt sich mit Lebenslagen und Interessen Jugendlicher auseinander und bietet Orientierungshilfen für gesellschaftspolitische Weichenstellungen.

"Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt!"

Medienwissenschaftler Bernd Gäbler hat mehr als hundert Stunden RTL II geschaut und Sendungen wie „Hartz und herzlich“ und „Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?“ unter die Lupe genommen. „Armutszeugnis“, so der Titel des OBS-Arbeitspapieres 40, will u.a. einen Anstoß geben, über adäquate Formen der medialen Repräsentation der Betroffenen nachzudenken.

Berichterstattung über Flüchtlinge in Europa

Das Thema „Flucht, Migration und Asyl“ hat in Politik und Gesellschaft tiefe Spuren und breite Gräben hinterlassen. Auch die „Rolle der Medien“ in der Flüchtlingskrise sorgt seit dem Herbst 2015 für hitzige Diskussionen. Gemeinsam mit dem Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund und dem dort angesiedelten European Journalism Observatory (EJO) habt die OBS nun eine Studie initiiert, die erstmalig die Berichterstattung zum Thema Migration in 16 europäischen Ländern (inklusive Russland) sowie den USA vergleichend untersucht. Ziel war, über den nationalen Tellerrand zu blicken und Veränderungen über die Zeit hinweg nachzuspüren.

Fengler/Kreutler: Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien: Die Berichterstattung über Flucht und Migration in 17 Ländern, OBS-Arbeitspapier 39, Frankfurt/Main 2020

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