Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Mitte September traf sich die Jury des Otto Brenner Preises, um aus mehr als 550 Bewerbungen die diesjährigen GewinnerInnen auszuwählen, die am 19. November den begehrten „Otto“ überreicht bekommen. Es war unsere erste Jury-Sitzung in der „Nach-Relotius-Ära“.
Kurz zur Erinnerung: In unserem Frühjahrs-Newsletter zur diesjährigen Ausschreibung schrieben wir über Ex-Spiegel-Edelfeder und Star-Reporter Claas Relotius, er habe das „Sagen, was ist“ allzu häufig durch ein „Schreiben, was passt“ ersetzt. Mit krimineller Energie wurden KollegInnen getäuscht, das Hamburger Nachrichtenmagazin hinters Licht geführt, eine ganze Branche durch sein Fälschen, Täuschen und Schummeln in Verruf gebracht. Beschädigt wurden durch den tiefen Fall dieses mehrfach preisgekrönten „Vorzeigejournalisten“ jedoch auch die zahlreichen Journalistenpreise, die Jahr für Jahr vergeben werden. Hätten nicht, so die seitdem immer wieder geäußerte Frage, PreisstifterInnen oder Jurys erkennen müssen, dass fast jeder dieser ausgezeichneten Beiträge von Relotius „zu schön war, um wahr zu sein“?
Wir, Brenner-Stiftung und Brenner-Jury, haben Claas Relotius trotz zahlreicher Bewerbungen nie mit einem Otto Brenner Preis ausgezeichnet. Aber diese gute Nachricht gibt uns keine Gewissheit, in den vergangenen 15 Jahren nicht doch einem oder einer anderen „BlenderIn“ auf den Leim gegangen zu sein. Aber der Fall Relotius hat uns in der Überzeugung bestärkt, dass die Prioritäten unserer Ausschreibung – nämlich: gut recherchierte Inhalte und gesellschaftspolitische Relevanz eines Themas über „schöne Erzählungen“ zu stellen - richtig sind und weiter gelten müssen. Dass wir in guter „Brenner-Tradition“ in 2019 wieder “gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten“ auszeichnen, belegen eindrucksvoll die Beiträge der diesjährigen GewinnerInnen. Wir danken für den ungebrochenen Zuspruch, den unser Preis seit Jahren genießt, und freuen uns auf eine Preisverleihung, die außergewöhnliche Leistungen würdigt und beeindruckende Persönlichkeiten ehrt.
Wer am 19. November in Berlin nicht vor Ort dabei sein kann, kann die Jahrestagung (14.00 – ca. 16.00 Uhr) und ab 17.00 Uhr auch die Preisverleihung per Livestream im Netz verfolgen.
Alles Weitere zu den diesjährigen PreisträgerInnen und ihren ausgezeichneten Beiträgen, aber auch Aktuelles zu Projekten und Publikationen finden Sie in diesem Newsletter, den Sie selbstverständlich auch gerne weiterleiten können.
Wir danken für das Interesse an unserer Arbeit und freuen uns - wie immer - über ideelle (und auch finanzielle) Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team
(Oktober 2019)