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Otto Brenner Newsletter

29. August 2024

Liebe Leser*innen, 

in wenigen Tagen finden die mit großer Spannung erwarteten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen statt. Ende September wird dann der Landtag in Brandenburg neu gewählt. Im Vorfeld der Wahlen machen seit Wochen vielfältige Spekulationen und außergewöhnliche demoskopische Annahmen die Runde. Jede Einzelne deutet den historischen Charakter dieser Landtagswahlen an.

Es wird spekuliert, ob den regierenden Berliner Ampelparteien das parlamentarische Aus in Erfurt und Dresden droht. Auch wird diskutiert, ob die Linkspartei den Charakter einer ostdeutschen Regionalpartei verliert. Die Möglichkeit, dass die AfD eine Stimmenmehrheit erringt und stärkste Fraktion wird, steht im Raum. Dem neu formierten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) könnte ein numerischer Überraschungserfolg gelingen. Der Wählerwille könnte die Parteien vor komplizierte oder unlösbare Aufgaben einer Regierungsbildung stellen.

Egal, wie die Ergebnisse im Einzelnen ausfallen, einige Entwicklungen verdienen weiterhin große Beachtung. Dazu gehören wachsende politische Radikalisierung, tiefe soziale Polarisierungen, eine Zunahme von Hass, Hetze und Verrohung in Sprache und Diskursen sowie dramatische Veränderungen in der Medienwelt. All das gefährdet die Stabilität unserer liberalen Demokratie und bleibt eine große Herausforderung für eine sichere Zukunft.

„Stiftung schafft Wissen!“ – mit diesem Anspruch umschreiben wir seit vielen Jahren Aufgaben und Ziele der OBS. Auch in schwierigen Zeiten bleiben wir diesem Motto treu. Und mit unseren mittelfristigen Projekten und aktuellen Publikationen versuchen wir, diesen Charakter unserer Arbeit zu unterstreichen. 

Mit „Falsche Propheten in Sachsen“ analysieren wir Rhetorik und Agitationstechniken der extremen Rechten. Am 12. November diskutieren wir auf unserer Jahrestagung „Progressive Antworten auf die Lage in Ostdeutschland“, stellen brandaktuelle Ergebnisse einiger OBS-Forschungsprojekte vor und laden zur Verleihung des Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus ein, den wir dieses Jahr zum 20. Mal vergeben können. Nicht nur dieser „Leuchtturm“ unter den deutschsprachigen Journalistenpreisen zeigt die breite Anerkennung unserer medienkritischen Arbeit. Mit der Studie über Reform und Wandel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) haben wir, wie Kritiker schreiben, eine neue Phase der medienpolitischen Auseinandersetzung eingeläutet. Und mit der „Ahrtal-Studie“, die die Defizite der Berichterstattung über die Flut-Katastrophe im Sommer 2021 akribisch seziert, geben wir vielfältige Anregungen für die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses. 

Wir danken für das Interesse an der Arbeit der Stiftung und wünschen in bewegten Zeiten einen guten Start in einen schönen Herbst. 

Herzliche Grüße,
das OBS-Team

Frankfurt am Main, Ende August 2024

Einladung OBS-Jahrestagung // Verleihung der Otto Brenner Preise

Am 12. November lädt die OBS zur Jahrestagung nach Berlin ein. Nach den Landtagswahlen in Erfurt, Dresden und Potsdam diskutieren wir die aktuelle Lage und notwendige Antworten auf die Ergebnisse. Arne Semsrott von FragDenStaat stellt sein Buch „Machtübernahme“ vor. Drei Panels präsentieren neue Forschungsergebnisse der OBS.

Im Anschluss findet die Verleihung der Otto Brenner Preise 2024 statt. Zum 20. Mal werden die begehrten Preise verliehen. Georg Mascolo, langjähriger Spiegel-Chefredakteur, hält die Festrede über „Kritischen Journalismus“.

Grafik zur Jahrestagung und Verleihung der Otto Brenner Preise

Extrem rechte Agitation im Sächsischen Landtag

Bei der Landtagswahl kommendes Wochenende strebt die AfD in Sachsen die Stimmenmehrheit an. Die OBS analysiert nicht die Motive der Wähler, sondern die Rhetorik und Mobilisierungsstrategie der Partei. Unser Autorenteam nutzt Leo Löwenthals „Falsche Propheten“ als analytisches Werkzeug, um zu zeigen, wie die AfD Ressentiments verstärkt und Enthemmung fördert. Eine Untersuchung von 84 Parlamentsreden (2019-2024) verdeutlicht die agitatorischen Techniken der Partei. Statt Lösungen bietet die AfD regressive Ersatzlösungen an, die Wut und Hass schüren.

Foto des Treppenhaus im Sächsischen Landtag

Reformideen und Zukunftsperspektiven des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Mit dem Bericht des Zukunftsrats und dem Eckpunktepapier der Rundfunkkommission der Länder wurden wichtige konkrete Vorschläge für weitere Reformen vorgelegt. Medienrechtler Jan Christopher Kalbhenn analysiert im OBS-Arbeitspapier 69 diese Vorschläge, ordnet sie medienpolitisch ein und gibt eigene Empfehlungen ab. Die Printversion war bereits am Erscheinungstag vergriffen, die Studie steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Grafik zum OBS-Arbeitspapier 69

Die Ahrtalflut 2021 aus Betroffenen- und Mediensicht sowie Lehren für künftige Krisen

Medien werden zunehmend über verschiedene Krisen berichten müssen. Für die Resilienz unserer Gesellschaft ist es entscheidend, dass dies empathisch, sachgerecht und konstruktiv geschieht. Die Ahrtalflut 2021 dient als Lehrstück, wie die Studie von Marlis Prinzing, Mira Keßler und Melanie Radue zeigt. Sie verknüpft qualitative Interviews mit der Analyse publizierter Inhalte und liefert wertvolle Erkenntnisse zu den Erwartungen der Betroffenen und den Herausforderungen der Journalist*innen. Die Studie betont die Notwendigkeit, Kommunikation und Medien in der Krisenvor- und -nachbereitung nicht zu vernachlässigen.

Grafik zum OBS-Arbeitsheft 114

Weitere Studien aus 2024, die noch bestellbar sind

OBS-Arbeitspapier 68
AP66
AP63

Tipps und Links