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Otto Brenner Newsletter

22. Juli 2024

Liebe Leser*innen,

der Klimawandel betrifft uns immer direkter und heftiger: In den vergangenen zwölf Monaten gab es in Deutschland so viel Regen wie noch nie seit dem Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1881. Starkregen, Hochwasser und Überflutungen sind wie Hitzerekorde und Dürren nur zwei Seiten einer Medaille. Der Klimawandel führt schon jetzt zu Krisen und droht, in Zukunft noch zuzunehmen und in weiteren Katastrophen zu enden. Die drängenden Herausforderungen für einen besseren Umwelt-, Natur- und Katastrophenschutz betreffen dabei nicht nur die Politik. Auch die Medien sind gefragt; auf sie kommen weitere und große Aufgaben zu.

Aus Anlass des Jahrestages der Ahrtalflut Mitte Juli 2021 haben wir kürzlich erste Ergebnisse einer neuen Studie präsentiert, die explizit die Rolle der Medien im Katastrophenfall in den Blick nimmt. Das Autorinnenteam um Marlis Prinzing hat Betroffene der Flut genauso interviewt wie Journalist*innen, die über die Geschehnisse vor Ort berichteten. Die Studie zeigt die Bedeutung einer emphatischen Berichterstattung auf, formuliert Empfehlungen für mehr Krisenkompetenz in den Redaktionen und plädiert nachhaltig dafür, Redaktionen künftig besser in die behördlichen Abläufe im Katastrophenfall einzubinden. Die Printfassung des OBS-Arbeitshefts 114 kann schon (vor-) bestellt werden.

Eine zentrale Erwartung, die die interviewten Betroffenen in der Ahrtalregion an die Medien richteten, war eine kritische Berichterstattung über Missstände im Katastrophenfall. Ein Musterbeispiel solch journalistischer Arbeit ist die Reportage "Rette sich, wer kann", die die Jury unserer "Auszeichnung für behinderte Journalist*innen" in diesem Jahr gewürdigt hat. Preisträger Artin Madjidi und sein Team sprechen in der Reportage mit Angehörigen und Freunden von zwölf Bewohner*innen eines Heims für Menschen mit Behinderungen, die in der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 ums Leben gekommen sind. Die Reportage geht der Frage nach, wie sich der Katastrophenschutz auch für Menschen mit Behinderungen verändern muss. Ein Must-See!

Aktuell treibt nicht nur uns die zunehmende rechte Gewalt und die wachsende Polarisierung in den politischen Auseinandersetzungen um. Fast täglich wird über Angriffe und gewalttätige Konflikte berichtet. Für Sachsen haben Thomas Laux und Teresa Lindenauer im OBS-Arbeitspapier 68 dargelegt, wie sehr hiervon auch Aktive in der politischen Bildung betroffen sind. Doch anstatt die politische Bildung und die Beratungsstellen für Betroffene rechter Gewalt endlich nachhaltig zu fördern, streitet die Ampelkoalition weiterhin über das Demokratiefördergesetz. Ein fatales Zeichen.

Speziell die Situation in Sachsen, Thüringen und Brandenburg wird uns in den kommenden Wochen und Monaten weiter beschäftigen – nicht nur wegen den dort anstehenden Landtagswahlen. Mit neuen Studien tragen wir zur kritischen Analyse der AfD bei und rücken dabei auch Fragen und Aspekte in den Mittelpunkt, die über die Betrachtung konkreter Wahlergebnisse hinausgehen. Auf unserer Jahrestagung im November diskutieren wir deshalb auch progressive Antworten auf den Ausgang der Landtagswahlen. Wir beschäftigen uns mit autoritären Dynamiken in der Gesellschaft und beleuchten auch Entwicklungen in der Arbeitswelt – mit Überlegungen, wie den Bedrohungszenarien dort begegnet werden kann. Anmeldungen sind ab Ende August möglich, über das Programm informieren wir weiter unten.

In diesen unruhigen Zeiten wünschen wir allen eine Sommerzeit, die auch Erholung ermöglicht und Zuversicht bringt.

Herzliche Grüße,
das OBS-Team

Frankfurt am Main, Mitte Juli 2024

Auszeichnung für behinderte Journalist*innen 2024

Stipendiat*innen und Preisträger*innen stehen fest

2024 vergeben wir zum zweiten Mal die "Auszeichnung für behinderte Journalist*innen". Die Preise gehen an die freie Journalistin Louisa Band und Artin Madjidi mit dem Team von andererseits. Die Jurymitglieder Laura Lindemann, Christiane Link und Maja Weber vergeben einen Sonderpreis an Lisa Steiner. Recherche-Stipendien gehen an Matthias Keck und Britta Bauchmüller.

Preisträger*innen der Auszeichnung für behinderte Journalist*innen

Nie wieder ist jetzt!

Save the date: Jahrestagung der Otto Brenner Stiftung 2024

In wenigen Monaten stehen drei Landtagswahlen an. Es ist nicht auszuschließen, dass die Republik bei den Wahlen im September weiter nach rechts rückt. Auf Themen, Diskursverschiebungen und Angriffe von rechts zu reagieren, ist wichtig, reicht aber nicht aus. Es muss auch über die Gestaltung der demokratischen Gesellschaft gesprochen und gestritten werden - im Betrieb, in den sozialen Medien, in der Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung schaffen wir Raum für entsprechende Diskussionen und bieten Möglichkeiten zur Reflexion. Im Anschluss an die Jahrestagung verleihen wir zum 20. Mal den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus.

OBS-Jahrestagung 2024

Aktuelle OBS-Publikationen

Wie Medien über Leid und Katastrophen berichten

Vor kurzem hat sich die Flutkatastrophe im Ahrtal zum dritten Mal gejährt. Noch immer sind nicht alle materiellen Schäden beseitigt, auch die psychischen Folgen wirken nach. Die "Aufarbeitung" der Flutwelle, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, dauert an. Von "Normalität" im Leben der Menschen kann nach Mitte Juli 2021 noch lange keine Rede sein.

Ein Aspekt ist in der bisherigen Auseinandersetzung mit der Flutkatastrophe zu kurz gekommen: Die Rolle der Medien und das Verhältnis der Betroffenen zu den Reporter*innen vor Ort. Marlis Prinzing, Mira Keßler und Melanie Radue haben diesen Aspekt genauer untersucht.

OBS-Arbeitsheft 114

Ausmaß und Ursachen rechter Bedrohungen der politischen Bildung in Sachsen

Unser Arbeitspapier 68 analysiert, wie rechte Akteur*innen die politische Bildung in Sachsen angreifen. Zwei Drittel der Befragten berichten von gezielten Störungen ihrer Arbeit, 40 Prozent erleben zumindest gelegentlich Beleidigungen im persönlichen Gespräch, am Telefon oder per E-Mail.

Die Soziolog*innen Thomas Laux (TU Chemnitz) und Teresa Lindenauer (TU Dresden) zeigen, dass sich Aktive in der politischen Bildung in Sachsen einem besonderen Risiko ausgesetzt sehen. Die erlebten Störungen und Bedrohungen wirken sich teilweise bis ins Privatleben aus.

OBS-Arbeitspapier 68

Weitere OBS-Studien aus 2024

Wirtschaftsberichterstattung in ARD und ZDF

Klimaschädliche Werbung verletzt Medienstaatsvertrag

Konzerne im Klimacheck

Tipps und Links