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Otto Brenner Newsletter

04/2019 – 26. August 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor wenigen Tagen, am 20. August, jährte sich zum ersten Mal ein Ereignis, das inzwischen weltweit Wellen schlägt. Die damals 15-jährige Greta Thunberg setzte mit dem Beginn ihres dreiwöchigen „Schulstreiks für das Klima“ einen Impuls, der innerhalb kurzer Zeit eine internationale Bewegung in Gang gesetzt hat: „Fridays for Future“ (FFF) hat mittlerweile hunderttausende, meist jüngere Menschen, mobilisiert, Greta Thunberg ist zu einem weltweiten „Medienstar“ und einer polarisierenden Person der Zeitgeschichte geworden. Die von ihr initiierte Protestbewegung erntet nicht nur öffentlich viel Zustimmung und Unterstützung, sondern beginnt, die Agenda der Politik zu bestimmen. Im krassen Gegensatz zu dem medialen Hype, mit dem die ProtagonistInnen und die Proteste der Bewegung immer wieder in den Mittelpunkt der Berichterstattung rücken, steht allerdings das durch empirische Forschung abgesicherte Wissen über die „Fridays-for-Future“-Protestbewegung.

Dass diese Lücke jetzt geschlossen werden konnte, verdanken wir Sozialwissenschaftlern des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb). Mit finanzieller Unterstützung von Heinrich-Böll-Stiftung und OBS konnten sie eine erste Untersuchung über Profil, Mobilisierungswege und politische Ziele von FFF veröffentlichen.

Das Thema Klimawandel, Protest und Jugend wird die OBS auch im zweiten Halbjahr weiter beschäftigen. Wir werden im November unsere Verleihung der Otto Brenner Preise 2019 mit einer Jahrestagung verbinden, bei der Jugendliche aus Ost und West zu Wort kommen. Anlass ist, dass sich am 9. November zum 30. Mal der Fall der Berliner Mauer jährt. Aber wir wollen bewusst einen anderen Weg einschlagen als die vielen Feierrunden, die für den Herbst in Planung sind.

Uns geht es u.a. darum mit jungen Menschen zu diskutieren, ob trotz der staatlichen Einheit inzwischen die Gräben zwischen Ost und West wieder breiter und tiefer geworden sind. Wir fragen, ob eine neue „Mauer in den Köpfen“ entstanden ist, die das Zusammenleben prägt, das Zusammenwachsen erschwert und die Zukunft belastet.

Das Team der Otto Brenner Stiftung freut sich, wenn unser diesjähriges Herbstangebot auf Interesse stößt und wir viele Gäste bei Jahrestagung und Preisverleihung begrüßen können. Neben der Einladung und der Anmeldung für die Doppelveranstaltung in Berlin finden sich in diesem Newsletter wieder Hinweise auf aktuelle Publikationen der Stiftung. Wir freuen uns, wenn auch diese Ergebnisse unserer Projekteförderung Beachtung finden und aufmerksam zur Kenntnis genommen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

(August 2019)

OBS-Jahrestagung und Preisverleihung am 19. November

Wagt man 30 Jahre nach dem Mauerfall eine Zwischenbilanz der deutschen Vereinigung, so fällt diese auch bei genauerem Hinsehen durchaus gemischt aus. Freiheitsversprechen, Demokratie, offene Gesellschaft: die „Habenseite“ darf trotz aller Probleme und Schwierigkeiten nicht kleingeredet werden. Was wirtschaftliche Vergleichsdaten, soziale Errungenschaften und kulturelle Vielfalt anbetrifft, kann jedoch nach wie vor nicht von einheitlichen Lebensbedingungen die Rede sein. Und mit Blick auf die politische Landschaft und die Stabilität politischer Entwicklungen scheinen die Unterschiede sogar jetzt erst richtig zu wachsen. Wir wollen die Ursachen für eine weiterhin „geteilte Nation“ hinterfragen, Hintergründe der „gesellschaftlichen Spaltung“ genauer ergründen, mit jungen Menschen aus Ost und West ihre Erfahrungen diskutieren und eine Antwort finden auf die Frage, ob „die Mauer in den Köpfen“ noch existiert.

Zum Nachlesen und Vorbereiten auf den 19. November: OBS-Analyse der „Nachwendegeneration“

Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 führte zur Überwindung der Teilung Deutschlands. Heute, fast 30 Jahre später, ist die staatliche Einheit längst Alltag, die Teilung Geschichte. Wirkt eine (neue) „Mauer“ in den Köpfen weiter, und welche Rolle spielt die Vergangenheit für die „Fridays-for-Future“-Generation? Wie tickt eine Generation, die ihre Zukunft durch die Klimakatastrophe bedroht sieht? Die OBS hat eine Befragung junger Menschen durchgeführt, die nach 1989 geboren wurden. Befunde der Studie werden in der Jahrestagung vorgestellt und mit jungen Menschen und engagierten Jugendlichen diskutiert.

„Fridays for Future“-Studie

Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung hat die OBS Teil-Ergebnisse einer groß angelegten europäischen Studie über „Profil, Entstehung und Perspektiven der Protestbewegung in Deutschland“ veröffentlicht. Die Untersuchung namhafter BewegungsforscherInnen relativiert Mythen, die es über FFF gibt. Außerdem gibt die Studie eine empirisch beeindruckende Orientierung für den 20. September – dem nächsten Großereignis in der weltweiten FFF-Planung.

„Juristen gegen Journalisten“

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass MedienanwältInnen neue Strategien entwickeln, um präventiv gegen Journalistinnen und Journalisten vorgehen zu können. Ziel: es soll eine „unliebsame“ Berichterstattung verhindert werden. Die OBS-Autoren Tobias Gostomzyk und Daniel Moßbrucker beschreiben diesen Wandel und sensibilisieren für die langfristigen Folgen. Weil die Gefahr droht, dass die Meinungs- und Pressefreiheit ausgehöhlt werden, werden konkrete Handlungsempfehlungen vorgeschlagen. Schlussfolgerungen laden zur weiteren Diskussion ein.

„Rechte Allianzen in Europa“

Bei der Wahl zum Europäischen Parlament Ende Mai haben rechtspopulistische und nationalistische Parteien Wahlerfolge feiern können. Europa ist für sie zugleich negativer und positiver Bezugspunkt. Rechtspopulisten dämonisieren die EU als Angriff auf die nationale Souveränität und gleichzeitig bilden sie auf europäischer Ebene Allianzen und gehen länderübergreifend Kooperationen ein.

Die OBS setzt mit dem aktuellen Arbeitspapier die Arbeit fort, die sie mit AP 30 über das „Netzwerk AfD“ begonnen hat.

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