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Otto Brenner Newsletter

02/2019 – 9. April 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Reporter-Forum, nach eigener Darstellung „eine Bürgerinitiative für guten Journalismus“, lädt zum 12./13. April zu einem Workshop nach Hamburg ein. Das Motto der hochkarätig besetzten Veranstaltung, die beim Wochenmagazin „Der Spiegel“ stattfindet, kann nur auf den ersten Blick den eigentlichen Hintergrund des Treffens verdecken. Das Tagungsthema „Vertrauen verspielen, Vertrauen gewinnen“ würde in diesem Jahr vermutlich so nicht heißen, hätte nicht im Dezember 2018 der „Fall Relotius“ eine ganze Branche im Kern getroffen und über den Tag hinaus erschüttert.

Hausinterne Recherchen hatten aufgedeckt, dass Spiegel-Edelfeder und Star-Reporter Claas Relotius das „Sagen, was ist“ allzu häufig durch ein „Schreiben, was passt“ ersetzt hatte. Mit krimineller Energie wurden KollegInnen getäuscht, von ihm nicht nur Der Spiegel hinters Licht geführt, sondern eine ganze Branche durch sein Fälschen, Täuschen und Schummeln in Verruf gebracht. Dass Der Spiegel den Skandal öffentlich machte, von einer Kommission weiter untersuchen lässt, nicht nur personelle Konsequenzen zog und in den Medien ebenso engagiert wie kontrovers über Zustand und Zukunft des Journalismus gestritten wird, ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, dass der tiefe Fall eines mehrfach preisgekrönten und Stil prägenden Vorzeigejournalisten auch ein zweifelhaftes Licht wirft auf die zahlreichen Journalistenpreise, die Jahr für Jahr vergeben werden. Gefragt wird: Hätten nicht Preisstifter oder Jurys erkennen müssen, dass mancher Beitrag von Relotius „zu schön war, um wahr zu sein“?

Der Verwaltungsrat der OBS hat im März entschieden, auch in 2019 wieder den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ auszuschreiben und im Herbst die Preisverleihung durchzuführen. Dass die Stiftung und unsere Jury Claas Relotius nicht mit einem Otto Brenner Preis ausgezeichnet haben, ist einerseits eine gute Nachricht, gibt uns aber auf der anderen Seite keine Sicherheit, nicht doch einem anderen „Blender“ auf den Leim gegangen zu sein. Allerdings gehen Forderungen, Preisjurys sollten mit Faktenchecks systematisch die Stimmigkeit von zu prämierenden Beiträgen überprüfen, an der Realität vorbei - diese Aufgabe muss auch zukünftig vor der Veröffentlichung von den Redaktionen geleistet werden. Gleichwohl hat der Fall Relotius die Stiftung in ihrer Überzeugung bestärkt, dass die Prioritäten der Preisjury - Inhalt und Bedeutung eines Thema über „schöne Erzählungen“ zu stellen -  auch für die Zukunft die Richtigen sind.

Also gehen wir 2019 wieder voller Zuversicht in die inzwischen 15. Ausschreibung unseres Preises. Und es bleibt auch bei unserem Motto: Der Preis zeichnet weiterhin “gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten“ aus. Wir freuen uns auf viele Bewerbungen bis Ende Juni und auf eine tolle Preisverleihung im November in Berlin.

Alles Weitere zum Preis, Aktuelles zu Projekten und Wichtiges zu Publikationen finden Sie in diesem Newsletter. Wir danken für das Interesse an unserer Arbeit und freuen uns über Ihre ideelle (und auch finanzielle) Unterstützung unserer Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

(April 2019)

Ausschreibung Otto Brenner Preis 2019

Die Stiftung schreibt 2019 wieder den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ aus. Bewerbungen werden seit 1. April und noch bis zum 30. Juni angenommen. Das Preisgeld beträgt 2019 wieder 47.000 Euro. Neben der allgemeinen Kategorie vergibt die OBS drei Recherche-Stipendien, einen Newcomerpreis und zeichnet ein Medienprojekt aus. Die Jury tagt Ende September und die Preise werden am 19. November in Berlin überreicht. Zur Ausschreibung 2019 begrüßen wir unser neues Jurymitglied Brigitte Baetz.

Aktuelle Studie

Unboxing Youtube

Die sozialen Medien haben die Welt verändert. Twitter, Facebook und YouTube haben den Trend zur inhaltlichen Verkürzung und dramaturgischen Zuspitzung stark beschleunigt. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass diese Medien für Jugendliche und Kinder zur primären Quelle für Informationen, Unterhaltung und Zeitvertreib geworden sind. Doch was wird dort eigentlich „gesendet“, welche Botschaften werden vermittelt?

Unsere OBS-Studie über YouTube geht diesen Fragen nach, klärt aber auch grundsätzlich über die Funktionsweise der beliebten Videoplattform auf. So zeigt sie, dass die populärsten Videomacher, die so genannten Influencer, oft überwunden geglaubte Geschlechter-Stereotypen propagieren und von professionellen Agenturen gemanagt werden – mit dem Ziel, möglichst hohe Werbeeinnahmen zu generieren. Zusätzlich diskutiert die Studie weitere sensible Themen, wie die Problematik der „Kinder-Influencer“, die Grauzonen der Werbekennzeichnung und die Reaktion der öffentlich-rechtlichen Sender auf den Aufstieg von YouTube.

Das Arbeitsheft 98 kann auf unserer Informationsseite kostenfrei bestellt und heruntergeladen werden. Ebenfalls stellen wir den Online-Anhang und Reaktionen zur Studie bereit.

Analyse der "Nachwendegeneration"

Der Fall der Berliner Mauer jährt sich 2019 zum 30. Mal. Wie aber sieht es heute mit der Einheit bei denjenigen aus, die die Teilung Deutschlands und „die Mauer“ gar nicht mehr selbst erlebt haben? Die Studie belegt: Selbst wenn sie bröckelt, die Mauer in den Köpfen existiert tatsächlich auch bei ihnen. Die Umfrageergebnisse zeigen eindrücklich, warum es daher nach wie vor gilt, Chancengleichheit in Ost- und Westdeutschland zu etablieren und gegenseitiges Verständnis für Transformationsleistungen zu stärken, um Berührungspunkte zu schaffen und den Mauerfall in einem gemeinsamen Geschichtsverständnis zu erinnern.

Auf unserer Informationsseite gibt es weiteres Material sowie die Studie kostenfrei zum Download und zum Bestellen.

"Mehr Mitglieder für Gewerkschaften"

Die politische Macht, die finanzielle Kraft und die gesellschaftliche Legitimation von „Mitmach“-Organisationen wie die Gewerkschaften hängt entscheidend ab von der Zahl ihrer Mitglieder. Sinkende Mitgliederzahlen schränken die Handlungs- und Durchsetzungsfähigkeit ein, Macht und Einfluss sinken, Vertrauen und Legitimation schwinden. Die Untersuchung wagt eine kritische Zwischenbilanz der IG Metall-Mitgliederprojekte und stellt einige spannende Ergebnisse aus der Praxis zur Diskussion.

Informationen sowie Bestellung und Download der OBS-Studie von Wolfgang Schroeder, Stefan Fuchs und Lukas Heller.

 

Kooperationen, Links, Tipps und Termine

Runder Tisch Mediendialog

32 Gründe, warum Europa eine verdammt gute Idee ist