dmailer ping
Wird diese Nachricht nicht richtig dargestellt, klicken Sie bitte hier
Otto Brenner Stiftung Logo

Otto Brenner Newsletter

01/2020 – 20. Februar 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die regionalen Irrungen im Vorfeld der Erfurter Ministerpräsidentenwahl, die bundesweiten Wirrungen im Nachklang zu dem „Dammbruch“ in Thüringen von Anfang Februar, die bis hin zu einer drohenden „Selbstzerstörung der CDU“ reichen können, unterstreichen einmal mehr, dass auch im 30. Jahr seit der Vereinigung von DDR und BRD die Bundesrepublik in vielen Fragen nach wie vor in Ost und West geteilt ist. Dass die Menschen in den neuen Bundesländern anders „ticken“, die Parteien dort mit den eingespielten Routinen im Westen wenig anfangen können, die Strukturen der Zivilgesellschaft weniger gefestigt und die Öffentlichkeit noch fragmentierter als im Westen erscheint, sind nur oberflächliche Beschreibungen langfristiger Entwicklungen, aber noch keine Antworten auf die Frage, warum die Gräben zwischen Ost und West sogar wieder tiefer und breiter zu werden drohen. Vielleicht mag ein Grund darin bestehen, dass innerhalb einer Generation gleich zwei tiefgreifende Veränderungsprozesse zu verkraften waren bzw. zu gestalten sind.

Nach dem Mauerfall gingen im Prozess der Privatisierung viele Betriebe im Osten in die Insolvenz, die De-Industrialisierung führte zu Massenarbeitslosigkeit und es dauerte Jahrzehnte, bis wenigstens einige ökonomische und soziale Entwicklungen ungefähr mit dem Westniveau Schritt halten konnten. Heute, über 30 Jahre nach dem Mauerfall und im Feierjahr der deutschen Einheit 1990, stehen besonders im Osten wieder tiefe Brüche an und werden von vielen Menschen wieder gewaltige Anpassungsleistungen erwartet. Energiewende mit dem Kohleausstieg, Einstieg in das Zeitalter der De-Karbonisierung, Umstieg auf Elektromobilität, demografischer Wandel und Folgen der Binnenwanderung genügen als wenige Stichwörter, die die Wucht der anstehenden Veränderungen andeuten.

Die Otto Brenner Stiftung hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit Studien und Veranstaltungen diese sozialen, politischen und ökonomischen Prozesse nach dem Mauerfall mit Untersuchungen begleitet. 2019 haben wir unsere Jahrestagung dem Thema „Mauer in den Köpfen“ gewidmet. Im Herbst 2020 werden wir wieder zu einem „innerdeutschen“ Streitthema ExpertInnen aus Ost und West einladen. Darüber hinaus fördert unsere „Stiftung neue Länder“ seit über einem Jahrzehnt konkrete arbeitsmarktpolitische Projekte: Reintegration von Langzeitarbeitslosen, Berufsorientierung von SchülerInnen oder Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen können dabei konkrete Zielsetzungen und praktische Anliegen sein. Daneben publizieren wir Ergebnisse von Untersuchungen, die strukturpolitische Fragen aufgreifen oder arbeitsmarktpolitischen Aspekten nachgehen. So erschien kürzlich eine Studie, die für die Lausitz die Chancen auslotet, auch im Zeitalter der erneuerbaren Energieträger „Energieregion“ zu bleiben. Und bald werden wir eine Doppel-Studie veröffentlichen, die nachfragt, ob die Automobil- und Zulieferindustrien in Thüringen und Berlin, Brandenburg und Sachsen für die Transformation des Mobilitätssektors gut genug aufgestellt sind, um auch weiterhin als starker Wirtschaftsfaktor mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen eine Rolle zu spielen.

Wir danken für das Interesse an unserer Arbeit und (auch finanzielle) Unterstützung und freuen uns, wenn Sie gelegentlich auch einen Blick in unsere Studien zu den Entwicklungen in Ostdeutschland werfen.

Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

(Februar 2020)

Berichterstattung über Flüchtlinge in Europa

Das Thema „Flucht, Migration und Asyl“ hat in Politik und Gesellschaft tiefe Spuren und breite Gräben hinterlassen. Auch die „Rolle der Medien“ in der Flüchtlingskrise sorgt seit dem Herbst 2015 für hitzige Diskussionen. Die Otto Brenner Stiftung ist mit den „Haller-Studien“ (AH 93 und AP 37) selbst zum Gegenstand von heftigen Kontroversen geworden.

Gemeinsam mit dem Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund und dem dort angesiedelten European Journalism Observatory (EJO) hat die OBS nun eine Studie initiiert, die erstmalig die Berichterstattung zum Thema Migration in 16 europäischen Ländern (inklusive Russland) sowie den USA vergleichend untersucht. Ziel war, über den nationalen Tellerrand zu blicken und Veränderungen über die Zeit hinweg nachzuspüren.

Fengler/Kreutler: Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien: Die Berichterstattung über Flucht und Migration in 17 Ländern, OBS-Arbeitspapier 39, Frankfurt/Main 2020

Interkultureller Mediendialog am 11. März in Frankfurt

  • "Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien“. Vorstellung und Diskussion unserer neuen Studie über Berichterstattung von Flucht und Migration in den Medien mit den AutorInnen der Studie und Vertretern der SZ und F.A.Z. Einladung und Anmeldung

OBS-Aktuell: Lobbyismus an Schulen

Sanierungsbedürftige Schulgebäude, gesunkene Schulbuchetats und die wachsende Bedeutung fachfremder Lehrkräfte ebnen mehr und mehr Privatunternehmen den Weg hinter die Schultore. Das ist ein Ergebnis der OBS-Studie „Wie DAX-Unternehmen Schule machen“. Die Untersuchung analysiert den stetig wachsenden Einfluss von Industrie und Wirtschaft auf die Schulen in Deutschland: 20 von 30 Dax-Unternehmen werben mit kostenlosen Unterrichtsmaterialien für eine arbeitgeberfreundliche Stimmung und ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen. Autor und Stiftung kritisieren, dass bei diesem Engagement häufig nicht die „Würde des Menschen“ im Mittelpunkt steht, sondern die „Freiheit des Marktes“ betont wird.

Tim Engartner: „Wie DAX-Unternehmen Schule machen – Lehr- und Lernmaterialien als Türöffner für Lobbyismus“, AH 100, Oktober 2019

OBS-Geschäftsbericht (Juni 2015 – Mai 2019) erschienen

OBS/SNL: Arbeitsmarktprojekte in den neuen Bundesländern

Die „Stiftung zur Förderung arbeitsmarktpolitischer Vorhaben in den neuen Bundesländern“ ist eine nicht rechtsfähige Stiftung in Verwaltung der Otto Brenner Stiftung (OBS). Seit mehr als 10 Jahren unterstützt die „Stiftung neue Länder“ (SNL) u.a. konkrete Arbeitsmarktprojekte. Dabei kann es z.B. um die Reintegration von Langzeitarbeitslosen auf den ersten Arbeitsmarkt gehen oder um aktive Unterstützung für Jugendliche, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. 

OBS/SNL: Auto- und Zulieferindustrie in der Transformation

OBS/SNL: Lausitz als „Energieregion der Zukunft“?

OBS/SNL: Integration von Langzeitarbeitslosen – gemeinsam aktiv

OBS/SNL: Berufswünsche und Zukunftsvorstellungen von Jugendlichen

Kooperationen, Termine, Tipps und Links