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Otto Brenner Newsletter

29. Februar 2024

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

zurzeit wird auf offener Bühne gestritten, wo jahrzehntelang Einstimmigkeit herrschte: Während die sogenannten Wirtschaftsweisen vordergründig uneinig über die Vereinbarkeit zwischen einem Aufsichtsratsmandat und der Mitgliedschaft im Sachverständigenrat sind, liegen die inhaltlichen Dissonanzen der Expert*innen nicht nur in der Frage der Schuldenbremse seit Wochen auf dem Tisch. Ein Dissens, der durchaus bemerkenswert ist. War das Amt der Wirtschaftsweisen doch bis in die jüngste Zeit fest in den Händen einer „wirtschaftsliberalen Glaubenskongregation“. So formuliert es das Autorenteam um den Politikwissenschaftler Dieter Plehwe (WZB) in unserem neuen Arbeitspapier, das in Kürze erscheint und schon jetzt vorbestellt werden kann.

In der detaillierten Untersuchung und innovativen Analyse zeichnet die Studie die Herausbildung einer marktliberalen Dominanz in der Zusammensetzung der wirtschafts- und finanzpolitischen Beratungsgremien der Bundesregierung nach und verdeutlicht ihre verheerenden Folgen. In den vergangenen 40 Jahren trat die Mehrheit der Mitglieder stets für eine rigorosere Sparpolitik, die Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie den weiteren Abbau des Sozialstaats ein.

Angesichts dieser Ergebnisse ist es ein kleiner Hoffnungsschimmer, wenn die wirtschaftspolitische Eintönigkeit, die über Jahrzehnte herrschte, derzeit aufbricht und sich Raum für Alternativen öffnet. Schließlich untergräbt das wirtschaftsliberale Dogma der Austerität die Grundlagen unserer Demokratie und kommt einem Konjunkturprogramm für Rechtsextreme gleich. Ein Befund, den kürzlich noch einmal eine Studie von Bonner Forscher*innen unterstrichen hat.

Viel mehr als ein kleiner Hoffnungsschimmer war es, dass seit Mitte Januar Millionen von Menschen auf die Straße gegangen sind, um gegen die rassistischen Deportationsfantasien der extremen Rechten und ihrer parlamentarischen Vertretung, der AfD, zu demonstrieren. Es war ein Zeichen, das Mut macht, in einem Superwahljahr, in dem für unsere Demokratie viel auf dem Spiel steht.

Dass ein Auslöser für die Demonstrationen die Recherchen und Berichterstattung von Correctiv war, zeigt noch einmal deutlich, wie unerlässlich investigativer Journalismus für unsere Demokratie ist. Das Medienhaus informierte die breite Öffentlichkeit über das Treffen finanzstarker Unternehmer, Neonazis und hochrangiger AfD-Politiker*innen. Ein Beispiel für kritischen und unabhängigen Journalismus, den wir als Otto Brenner Stiftung aktiv fördern. Bereits zum 20. Mal vergeben wir in diesem Herbst die Otto Brenner Preise für kritischen Journalismus – ein Jubiläum, auf das wir uns schon jetzt freuen und über das wir in den kommenden Wochen weiter informieren.

Zuvor steht der Startschuss für unsere Auszeichnung für behinderte Journalist*innen an, die wir zum zweiten Mal vergeben und mit der wir einen Beitrag für mehr Inklusion und Vielfalt in den Redaktionen leisten möchten. Ab dem 1. März können sich behinderte Journalist*innen mit Ihren journalistischen Arbeiten für eine der zwei Auszeichnungen bewerben. Außerdem vergibt unsere kompetente Jury zwei Recherchestipendien. Die Jurymitglieder Laura Lindemann, Christiane Link und Maja Weber - und auch wir - sind gespannt auf die Bewerbungen und Anträge!

Wie sich mehr Beteiligung im Betrieb positiv auf unsere Demokratie auswirkt, wie in Podcasts über Wirtschaft berichtet wird und welche innovativen Impulse ein „Klimacheck Konzerne“ für die Unternehmensberichterstattung gibt – das sind Schwerpunkte unserer neuen Publikationen aus den ersten Monaten des Jahres, über die wir unten informieren.

Wir danken für das Interesse an unserer Arbeit. Lassen Sie uns gemeinsam für eine kritische Wissenschaft und aufmerksame Öffentlichkeit streiten, laut und solidarisch gegen Rechtsextremismus zusammenstehen und uns für die Stärkung der Demokratie engagieren!

Das OBS-Team
Frankfurt/Main, im Februar 2024

Auszeichnung für behinderte Journalist*innen 2024

Unsere neue Auszeichnung geht in die zweite Runde.
Ab 1. März bis einschließlich 30. April 2024 nehmen wir wieder Bewerbungen und Anträge auf Stipendien entgegen. Mit der Auszeichnung unterstützen wir Journalist*innen mit Behinderung, die im Alltag oder bei der Ausübung ihrer Tätigkeit behindert werden. Wir wollen die wichtigen Sichtweisen Medienschaffender mit körperlicher Behinderung und von Menschen mit Lerneinschränkungen fördern. Sie sind eine wichtige Bereicherung für Redaktionen und bringen wichtige Perspektiven in die Arbeit ein.

Zum zweiten Mal loben wir zwei Stipendien und zwei Preise für behinderte Journalist*innen aus.

Auszeichnung für behinderte Journalist*innen der Otto Brenner Stiftung

Neue OBS-Analyse zu Beratungsgremien der Bundesregierung

Jetzt vorbestellen, Auslieferung ab 12. März

Unser Arbeitspapier 65 untersucht erstmals die Zusammensetzung der wirtschafts- und finanzpolitischen Beratungsgremien der Bundesregierungen. Im Zentrum steht die Erhebung institutioneller Hintergründe sowie demographischer Merkmale aller 148 Mitglieder des Sachverständigenrates und der wissenschaftlichen Beiräte des Finanz- und Wirtschaftsministeriums im Zeitraum von 1982–2022.

Die Wissenschaftler Dieter Plehwe, Moritz Neujeffski und Jürgen Nordmann zeigen auf, dass es eine Modernisierung der Zusammensetzung braucht, um einen wirtschaftswissenschaftlichen und -politischen Pluralismus in den Beratungsgremien der Bundesregierung zu etablieren.

Dieter Plehwe/Moritz Neujeffski, Jürgen Nordmann: Schlecht beraten? Die wirtschaftspolitischen Beratungsgremien der Bundesregierung in der Kritik, OBS-Arbeitspapier 65, Frankfurt am Main, März 2024

AP65 Vorbestellung

Aktuelle OBS-Publikationen

Moderne Wirtschaftsberichterstattung?

Wie Podcasts auf Spotify und in der ARD Audiothek über Wirtschaft sprechen

Podcasts liegen seit einigen Jahren im Trend und es gibt mittlerweile zu jedem Thema entsprechende Audio-Inhalte.

Wer sich beispielsweise über Ökonomie und Wirtschaftsfragen informieren will, trifft auf ein breites Angebot. Die Spannweite von Wirtschaftspodcasts ist riesig und unübersichtlich. Jenseits anekdotischer Evidenz ist völlig unklar, wie dieses Feld strukturiert ist. Was bekommen die Hörer*innen präsentiert, wenn sie sich über ein beliebtes Audiomedium über Wirtschaft informieren?

OBS-Arbeitsheft 113

Konzerne im Klimacheck

"Integrated Business Reporting" als neuer Ansatz der Unternehmensberichterstattung

Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland

Erlebte Handlungsfähigkeit im Betrieb und (anti)demokratische Einstellungen

Neue Publikation der Stiftung Neue Länder (SNL)

Mit dem seit 2018 durch die Stiftung Neue Länder (SNL in der OBS) geförderten Projekt Fit for news wurden mehrere onlinegestützte Tools entwickelt, die auf spielerische und praxisnahe Weise hinterfragen, was rund um die Uhr auf unseren elektronischen Endgeräten landet. Das innovative Projekt richtete sich zu Beginn in erster Linie an Berufsschüler*innen und Lehrkräfte in Ostdeutschland.

Stiftun neue Länder - fit for news

Tipps und Links