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Otto Brenner Newsletter

03/2020 – 10. Juni 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die weltweite Wirtschaftsentwicklung, den globalen Handel, die Beziehungen zwischen den Staaten und für innergesellschaftliche Verwerfungen halten nach wie vor die Welt in Atem. Während in Deutschland das Ausmaß der Krise, die Ausbreitung der Pandemie und auch die Zahl der Infizierten und Gestorbenen (bisher) erfolgreich eingedämmt werden konnten, bleibt die Corona-Krise in anderen Regionen (Osteuropa, Afrika, Teile Asiens, Nord- und Südamerika) weiterhin eine große und allgegenwärtige Bedrohung.

Zu Beginn der weitreichenden staatlichen Eingriffe, die seit Mitte März die Ausbreitung des Virus reduzieren und das Gesundheitssystem vor einer Überforderung schützen sollten, war parallel zur „Stunde der Exekutive“ zu beobachten, dass z.B. die AfD als größte Oppositionspartei im Deutschen Bundestag kaum öffentlich präsent und aus dem Blickfeld vieler BeobachterInnen verschwunden war. Inzwischen zeigen die vielen Eingriffe und zahlreichen Verbote die erwarteten Folgen und erwünschten Resultate mit Blick auf die Eindämmung des Virus – zeitgleich regt sich aber auch Protest gegen die Corona-Politik der staatlichen Organe. Im Zusammenhang etwa mit den „Hygiene-Demos“ und anderen Protestveranstaltungen ist auch wieder zu beobachten, wie rechtspopulistische Akteure versuchen, die Sorgen, Bedenken und Nachfragen von Teilen der Bevölkerung für ihre antidemokratischen oder rassistischen Deutungen zu instrumentalisieren und für ihre Politik der zugespitzten Polarisierung zu missbrauchen. Dieses zumindest teilweise erfolgreiche Vorgehen der rechten Akteure aktualisiert auch wieder die Frage, ob die Zivilgesellschaft ein Hort der Demokratie und immun gegen rechte Verführungen ist – oder ein Einfallstor für rechts? Eine grundsätzliche Frage, der die OBS jetzt in einer breit angelegten, empirischen Pionierarbeit nachgegangen ist.

Auf der Basis detaillierter Dokumentenanalysen und zahlreicher Interviews werden von einem Team um den Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schroeder erstmals rechtspopulistische Interventionen und zivilgesellschaftliche Reaktionen analysiert. Am Beispiel von Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen sowie dem organisierten Sport- und Kulturbereich werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Interventionen und Reaktionen systematisiert. Die Studie zeigt, dass rechtspopulistische Akteure um die Bedeutung der organisierten Zivilgesellschaft wissen und sie darauf abzielen, bestehende Konflikte innerhalb der untersuchten Bereiche zu politisieren, um sie zu verstärken und thematische Anknüpfungspunkte für ihre Politik zu verankern.

Wir wollen mit der Studie weitere Debatten um einen angemessenen Umgang mit dem Rechtspopulismus in seinen unterschiedlichen Facetten, auch innerhalb der betroffenen Organisationen, anstoßen. Wie die Proteste der letzten Wochen schon angedeutet haben, wird die Corona-Pandemie auch in der Zivilgesellschaft Spuren hinterlassen, alte Streitpunkte verstärken und neue Konflikte anheizen – und die rechten Akteure werden versuchen, dies für eine neue Welle von Aufmerksamkeit zu nutzen. Es muss deshalb, wie es im Vorwort der Studie heißt, „darum gehen, die organisierte Zivilgesellschaft in ihrer positiven Rolle als Hort der Demokratie zu stärken, damit sie ihren unverzichtbaren Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auch künftig leisten kann.“

Wir danken für das Interesse an unserer Arbeit, die – wie bei vielen anderen – langsam wieder aus dem Büro erledigt wird. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung, auch finanzielle, und hoffen auf ein gesundes Wiedersehen in der Nach-Corona-Zeit.

Mit freundlichen Grüßen
Das OBS-Team

(Juni 2020)

Otto Brenner Preis zum 16. Mal ausgeschrieben

Die OBS schreibt auch 2020 ihren "Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus" aus. Noch bis zum 30. Juni nehmen wir online Bewerbungen entgegen. Der Preis wird in verschiedenen Kategorien vergeben. Es werden auch wieder 3 Recherche-Stipendien ausgelobt, Publikumsempfehlungen sind erwünscht. Insgesamt ist der Preis mit 47.000 € dotiert. Die Preisverleihung soll am 17. November in Berlin stattfinden.

Aktuelle OBS-Studie: "Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts"

Ist die Zivilgesellschaft ein Hort der Demokratie – oder ein Einfallstor für rechts? Mit welchen Themen und in welchen Bereichen versuchen Rechte ihren „Marsch durch die Organisationen“, wie reagieren Akteure der organisierten Zivilgesellschaft darauf und erweist sie sich als anfällig für rechte Interventionen – wie auch die aktuellen „Hygiene-Demos“ nahezulegen scheinen. „Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts“ geht diesen Fragen nach.

Wolfgang Schroeder/Samuel Greef/Jennifer Ten Elsen/Lukas Heller: „Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts. Interventionsversuche und Reaktionsmuster“, OBS-Arbeitsheft 102, Frankfurt am Main, Juni 2020

OBS-Arbeitsheft 101: „Nachrichten mit Perspektive“

Redaktionen und JournalistInnen in Deutschland versuchen, auch in Krisenzeiten eine problemfixierte Berichterstattung mit konstruktiven Ansätzen zu ergänzen. Sie sehen darin eine Chance, „den Journalismus“ nachhaltig zu verändern, so das Fazit von „Nachrichten mit Perspektive“. In der Studie werden Konzepte konstruktiver und lösungsorientierter Berichterstattung vorgestellt und erste praktische Umsetzungen in Deutschland analysiert. Mit Berichten aus der Praxis, intensiven Interviews mit ExpertInnen und einem breiten Serviceteil ist „Nachrichten mit Perspektive“ mehr als eine Einführung für KritikerInnen wie ProtagonistInnen der Konzepte. Die OBS-Publikation ist auch interessant für den journalistischen Alltag und eignet sich zudem für Qualifizierungsangebote in der Aus- und Weiterbildung.

Leif Kramp/Stephan Weichert: Nachrichten mit Perspektive – Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland; OBS-Arbeitsheft 101; Frankfurt/M., Mai 2020

OBS-Arbeitspapier 40: "Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt!"

Medienwissenschaftler Bernd Gäbler hat mehr als hundert Stunden RTL II geschaut und Sendungen wie „Hartz und herzlich“ und „Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?“ unter die Lupe genommen. Aber auch Formate von RTL wie „Zahltag! Ein Koffer voller Chancen“ und Berichte von ARD und ZDF, in denen Armut thematisiert wird, werden beschrieben und bewertet. „Armutszeugnis“, so der Titel des OBS-Diskussionspapieres, will u.a. einen Anstoß geben, über adäquate Formen der medialen Repräsentation der Betroffenen nachzudenken.

Autor und Stiftung rufen JournalistInnen- und Sozialverbände auf, gemeinsam mit den Betroffenen einen „Leitfaden zur respektvollen Armutsberichterstattung“ zu erstellen.

OBS/SNL: Arbeitsmarktprojekte in den neuen Bundesländern

Die "Stiftung zur Förderung arbeitsmarktpolitischer Vorhaben in den neuen Bundesländern" ist eine nicht rechtsfähige Stiftung in Verwaltung der Otto Brenner Stiftung (OBS). Seit mehr als 10 Jahren unterstützt die "Stiftung neue Länder" (SNL) u.a. konkrete Arbeitsmarktprojekte. Dabei kann es z.B. um die Reintegration von Langzeitarbeitslosen auf den 1. Arbeitsmarkt gehen oder etwa um aktive Unterstützung für Jugendliche, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Die Stiftung kann auch von ihr finanzierte Projekte wissenschaftlich begleiten lassen.

Über Satzungszwecke, das Antragsverfahren, bisher geförderte und laufende Projekte der SNL informieren wir unter www.otto-brenner-stiftung.de/stiftung-neue-laender-snl/. ​​​​​​​

Aktuelle Publikationen der Stiftung Neue Länder

Transformation in der Auto- und Zulieferindustrie

Batterierecycling und Zukunft der Lausitz

Kooperationen, Termine, Tipps und Links