Neue OBS-Studie zeigt: Betriebliches Partizipationserleben fördert die Zufriedenheit mit der Demokratie in den ostdeutschen Bundesländern +++ Auch rechtsextremes Gedankengut verringert sich +++ Die Präsenz von Betriebsräten und Gewerkschaften stärkt die Beteiligungserfahrungen von Arbeitnehmern +++ Forscher adressieren Politik: Eine Förderung der institutionellen Mitbestimmung ist ein direkter Einsatz für die Demokratie
In Ostdeutschland prägen Transformationsprozesse, geringe Tarifbindung, eine wenig ausgeprägte Mitbestimmungskultur und ein teilweise noch patriarchaler Führungsstil weite Teile der Arbeitswelt. Dabei sinkt mit positiven Erfahrungen demokratischer Handlungsfähigkeit am Arbeitsplatz die Zustimmung zu extrem rechten Aussagen deutlich. Insbesondere die „Ausländerfeindlichkeit“, also die Abwertung von Menschen, die nicht zur Eigengruppe „der Deutschen“ gezählt werden, wird durch positive Erfahrungen am Arbeitsplatz reduziert. Das sind zentrale Befunde der Studie „Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland“, die die Otto Brenner Stiftung heute veröffentlicht hat.
In einer repräsentativen Umfrage unter rund 3000 Beschäftigten aus den neuen Bundesländern hat ein Forscherteam um Johannes Kiess (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Universität Leipzig) den Zusammenhang zwischen Beteiligungserfahrungen am Arbeitsplatz und politischen Einstellungen untersucht. Trotz der schwierigen Transformationserfahrungen berichten viele Beschäftigte von positiven Erlebnissen: „Rund zwei Drittel der Beschäftigten geben eine solidarische Atmosphäre mit den Kollegen im Betrieb an, 58 Prozent fühlen sich bei Entscheidungen nicht übergangen“, konstatiert Studienleiter Johannes Kiess. Problematisch sei jedoch, dass knapp ein Fünftel der Befragten keine Möglichkeit sehe, durch eigenes Engagement die Strukturen im Betrieb zum Positiven zu verändern. „Diese wahrgenommene Ohnmacht kann Frustrationen erzeugen, die auch den Blick auf die gesamte Gesellschaft negativ beeinflusst“, so Kiess weiter.