Insbesondere für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit interessant sind Ergebnisse über die erstmals erhobenen „gesellschaftlichen Konfliktbilder von Lohnabhängigen“. Hier zeigt sich, dass von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, sofern ein profiliertes Bewusstsein über gesellschaftliche Konflikte vorhanden ist, stets sozioökonomische Interessensgegensätze als maßgebliche gesellschaftliche Widersprüche wahrgenommen werden. Konflikte, die sich auf Religion, unterschiedliche Herkunft oder Geschlecht zurückführen lassen, werden von abhängig Beschäftigten hingegen als weitaus weniger prägend für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben angesehen. „Die Ergebnisse sind ein deutlicher Auftrag an Gewerkschaften und Betriebsräte, auch weiterhin für politische Gestaltungsvorschläge zu streiten, die ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit für Alle zum Ziel haben,“ so Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung. Er sieht darin auch ein Mittel, den weit verbreiteten politischen Ohnmachtsgefühlen erfolgreich entgegenzuwirken.
Die Heinrich-Böll-Stiftung und die Otto Brenner Stiftung ziehen als Akteure der politischen Bildung aus der aktuellen Befragung den Schluss, dass neben der Befähigung zur politischen Beteiligung gleichermaßen ein realistisches Verständnis demokratischer Prozesse bei Jung und Alt vermittelt und konkrete Verbesserungen der politisch-institutionellen Praxis angemahnt werden müssen.
Zur Studie: Zwischen Anfang März und Ende Mai 2022 wurden bundesweit 2.522 Personen mit Wohnsitz in Deutschland vor Ort befragt. Die Untersuchung ist repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung der Bundesrepublik ab 16 Jahre.
Weitere Informationen und Hinweise:
Das zweite Kapitel der Studie, das die Methode der aktuellen Erhebung erklärt sowie die Ergebnisse und den Langzeitverlauf der rechtsextremen Einstellungen in Deutschland anhand von zahlreichen Grafiken beschreibt, gibt es u.a. hier:
Fachkontakte:
Heinrich-Böll-Stiftung: Dr. Stefanie John, Referentin Politik- und Parteienforschung, T 030-28534-258, E-Mail stefanie.john@boell.de
Otto Brenner Stiftung: Geschäftsführung, Jupp Legrand, T 069 - 6693 2810, E-Mail: info@otto-brenner-stiftung.de www.otto-brenner-stiftung.de
Für die Autoren: Prof. Dr. Oliver Decker, Universität Leipzig, T 0176 24821940, E-Mail: oliver.decker@uni-leipzig.de