Der Autor analysiert nicht nur die Strukturen moderner Engagement- und Demokratiepolitik der Oppositionsfraktionen im 19. Deutschen Bundestag (2017-2021) – er macht diese durch seine Untersuchung in ihren Grundzügen überhaupt erst für ein breites Publikum sichtbar. Kenntnisreich beleuchtet Sprengel, welche Bedeutung die Fraktionen von AfD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und FDP der Engagementpolitik und der eng mit ihr verbundenen Demokratiepolitik beimessen. Er zeigt, wie die parlamentarische Opposition die Regierung kritisiert und welche Konzepte sie entwickelt, um gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen. Deutlich wird dadurch auch, dass die Oppositionsparteien jeweils unterschiedlichen Akzente setzen.
Da sich Oppositionsarbeit im Parlament immer auch auf Regierungspolitik bezieht, werden in der Untersuchung einleitend die zentralen Regierungsprojekte dargestellt, wie sie von den politischen Parteien der großen Koalition in einem Vertrag vereinbart wurden. Selbstverständlich werden auch die Themen aufgegriffen und analysiert, die durch die normative Kraft des Faktischen auf die Agenda gelangten und Regierung wie Opposition zu Reaktionen zwangen (Stichworte sind hier etwa: der Rechtsstreit über die Gemeinnützigkeit von zivilgesellschaftlich aktiven Akteuren wie Attac; neue Herausforderungen aus der COVID-19-Pandemie; auch der Mord an dem hessischen Politiker Dr. Walter Lübcke).
Auch für Interessierte, die mit moderner Engagement- und Demokratiepolitik noch nicht vertraut sind oder sich erst in das neue Politikfeld einarbeiten wollen, lohnt die Lektüre: Es werden einführend wichtige Begriffe erklärt und die Bedeutung zentraler Institutionen skizziert: Beides dient einem leichten Einstieg in die Thematik und soll Orientierung geben in einem Politikfeld, dessen Bedeutung in den kommenden Jahren weiterwachsen dürfte.
Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung (OBS), die die Recherchen finanziell unterstützt und die Publikation der Ergebnisse ermöglicht hat, erklärt zur Veröffentlichung: „Überzeugend werden die zentralen Themen und Interventionen der Oppositionsfraktionen anhand der von ihnen im Deutschen Bundestag ergriffenen Initiativen nachgezeichnet.“ Legrand hebt auch hervor, „dass die Dokumente, die den Rahmen für die Debatten geliefert haben, kritisch analysiert und so erstmals für vertiefende und weiterreichende Recherchen zugänglich gemacht werden“.