Die Studie belegt Schwierigkeiten unter Rezipient*innen zwischen KI-generierten und echten Kampagnenbildern zu unterscheiden. Während eine KI-Kennzeichnung bei der Erkennung hilft, zeigen Aufklärungstexte nur eine begrenzte Wirkung. Darüber hinaus hat der Inhalt KI-generierter Bilder Einfluss auf die generelle Bewertung des Einsatzes von KI in der Politik. Künstlich generierte Bilder mit positiver Botschaft werden als authentischer wahrgenommen, verringern die Skepsis gegenüber dem KI-Einsatz allgemein und steigern die Akzeptanz von Parteien, die KI nutzen. Einen Einfluss haben auch persönliche Faktoren wie Alter und Geschlecht sowie die eigenen politischen Einstellungen. „Ob KI-Inhalte erkannt und wie kritisch sie bewertet werden, hängt auch davon ab, ob die Botschaften mit der eigenen Weltsicht übereinstimmen“, resümiert Autor Pablo Jost.
Eine weitere zentrale Erkenntnis der Studie ist: In ihrer emotionalen Wirkung unterscheiden sich KI-Bilder kaum von realen Fotografien, beide Bildformen wirken über die dargestellte Stimmung sowie das Bildthema. „Mit dem Einsatz von KI entstehen keine grundlegend neuen Wirkungsdynamiken in der politischen Willensbildung. Was sich verändert, ist die Effizienz, mit der Kampagnen umgesetzt werden können“, so Jost. Es sei nicht entscheidend, ob KI verwendet wird, sondern für welche Ziele dies geschehe. KI-Modelle ermöglichen politischen Kampagnen gezielt spezifische Emotionen und Weltbilder anzusprechen, fördern eine schnelle Verbreitung der Inhalte sowie eine unkritische Rezeption und können entsprechend auch zum Zweck der Desinformation eingesetzt werden. Der Einsatz von KI durch politische Parteien sollte daher von unabhängigen Stellen kontrolliert werden, fordern die Autor*innen.
„Die Entscheidung der zentralen Social-Media-Plattformen, Inhalte zukünftig nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt zu kontrollieren, ist vor diesem Hintergrund besonders kritisch zu bewerten“ sagt OBS-Geschäftsführer Can Gülcü. Derzeit wird die durch KI ausgelöste Emotionalisierung und Skepsis gegenüber der Glaubwürdigkeit von (politischen) Inhalten insbesondere von der politischen Rechten ausgenutzt. „Je mehr Desinformation und Deepfakes durch KI generiert werden, desto leichter können politische Akteure Zweifel an eigentlich wahren Aussagen oder Bildmaterialien säen“, fasst Simon Kruschinski diese Strategie zusammen. Zudem nutze die politische Rechte das „Aufregerthema KI“ strategisch für mediale Aufmerksamkeit. Entsprechend wichtig sei es, dass Medien evidenzbasiert über den Einsatz und die Wirkung KI-generierter Inhalte in der Politik berichten und nicht jede Provokation der AfD zum Thema machen.