Die Person Otto Brenner

Literatur zu und von Otto Brenner

Ansichten und Überzeugungen Otto Brenners

„Die Wirtschaft ist kein Selbstzweck. Sie hat menschlichen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Zwecken zu dienen.“

Dieser Schlüsselsatz Otto Brenners mag im globalen und digitalen Zeitalter zunächst anachronistisch wirken. Doch der „eiserne Otto“, so die zeitgenössische, respektvolle Bezeichnung des langjährigen IG Metall-Vorsitzenden, meinte es ernst damit. Gefürchtet als harter, aber kompromissfähiger Verhandlungspartner forderte Brenner nicht nur Parität zwischen den Tarifparteien, sondern auch einen gerechten (Lohn-) Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am gesellschaftlich erwirtschafteten Reichtum. Rasch erkannte Brenner, dass entscheidende Fragen der gewerkschaftlichen Entwicklung um das Verhältnis von Wirtschaft und Politik kreisen, dass die Demokratie Voraussetzung für gewerkschaftliches Handeln ist und wirtschaftliches Handeln demokratischer Kontrolle bedarf. In der Bundesrepublik Deutschland wies Brenner der IG Metall markante Aufgaben zu: Festhalten an der Idee einer freien und gerechten Gesellschaftsordnung (demokratischer Sozialismus), an der Tarifautonomie und der gewerkschaftlichen Mitbestimmung, Kampf gegen Rechtsextremismus und andere totalitäre Herrschaftssysteme. Dazu zählte auch die aktive Unterstützung von verfolgten Gewerkschaftern im faschistischen Spanien und in den lateinamerikanischen Diktaturen während der 1950er und 1960er Jahre. 

Otto Brenner – Eine Biografie

Herausgegeben von Jens Becker und Harald Jentsch

Zum 100. Geburtstag Otto Brenners, den der langjährige Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall am 8. November 2007 begangen hätte, war es an der Zeit, einem Mann gerecht zu werden, der nicht nur die Geschichte der IG Metall, sondern die Geschichte der »common people«, der gewöhnlichen Leute, zumindest in der bundesdeutschen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig mitgeprägt hat.

Otto Brenner hat Tarifgeschichte geschrieben, deren Ergebnisse – die 40-Stunden-Woche oder die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle – noch heute wirkmächtig sind. Otto Brenners Biografie ist gekennzeichnet durch die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts und die politischen Zusammenhänge in und unter denen er agierte.

1956 – 1972 Otto Brenner als 1. Vorsitzender der IG Metall

„Über Gesetze der Ökonomie und gewerkschaftliche beziehungsweise persönliche Handlungsspielräume wird in dieser Biografie einiges zu lesen sein. Dabei geht es nicht um eine Hagiographie, die Brenner als Paradegewerkschaftsführer einer bundesdeutschen Erfolgsstory erscheinen lässt. Aufgezeigt werden Licht und Schatten einer Modernisierungs- und Restaurationsgeschichte, welche für die Bundesrepublik Deutschland kennzeichnend ist und in der Brenner insbesondere in den Jahren 1956 bis 1972 als Erster Vorsitzender der IG Metall eine herausragende Funktion innehatte. Im Wesentlichen steht Brenners Vita, die aufs Engste mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, respektive der IG Metall, verwoben ist, im Mittelpunkt dieser Biografie. Doch natürlich spielten auch seine Familie und seine Lebensverhältnisse eine wichtige Rolle im Leben Brenners." (Becker/Jentsch 2007: S. 10)

Briefe 1933 – 1955

Herausgegeben und kommentiert von Peter Wald

Von Otto Brenner gibt es keine Autobiografie. So ist vor allem über den ersten Teil seines Lebens, der ihn als Arbeiter, Gewerkschafter und angehenden Politiker zur Zeit der Weimarer Republik und der Nazi-Gewaltherrschaft sah, wenig bekannt. Aus diesem Lebensabschnitt hat er jedoch eine große Anzahl von Briefen hinterlassen.

In den von Peter Wald zusammengestellten und kommentierten Briefpassagen spiegelt sich Brenners Lebensweg von 1933 bis Mitte der fünfziger Jahre. Sie veranschaulichen auf sehr persönliche Weise die schwierigen Lebensumstände in der Zeit des Dritten Reichs und die Leiden der Bevölkerung im Bombenkrieg. Brenners Briefe sind zudem wichtiges Zeugnis vom Neubeginn in Westdeutschland nach der Befreiung 1945.

Otto Brenner schreibt seiner Frau Martha 1935 aus der Haft

„Eben erhalte ich deinen lieben Brief! […] Jetzt weiß ich, daß du mich verstanden hast. Sieh Liebling, ich will bloß, daß wir uns aus den engeren gesellschaftlichen Grenzen herausheben, daß wir unser Denken frei machen von jeglichem kleinlichen Ballast. […] Für uns ist die soziale Frage keineswegs gelöst! Schon als Kinder haben wir die Tragik, die darin liegt, als Kinder besitzloser Eltern zur Welt gekommen zu sein, zu spüren bekommen. Der Mensch ist ein Produkt seiner Verhältnisse. Die Verhältnisse, in denen er aufwächst, formen und bilden ihn. Und die jeweils herrschende Schicht tut alles, um ihn über seinen Rahmen nicht herauswachsen zu lassen. […] Die Menschen, die nicht nur Instinkt, sondern auch Verstand besitzen, haben den Schwachen ebenso zu schützen wie den Starken (Wald 2007: 21 ff.).“

Ausgewählte Reden 1946 – 1971

Herausgegeben von Jens Becker und Harald Jentsch

Otto Brenner (1907 – 1972) war als erster Vorsitzender der IG Metall von Mitte der 1950er bis in die 1970er Jahre hinein einer der wichtigsten Gewerkschaftsführer der westdeutschen Nachkriegsgeschichte. Mit diesem Band wird eine Auswahl seiner Reden vorgelegt, von denen die Mehrzahl erstmals veröffentlicht wird. Brenner half mit, Tarifgeschichte zu schreiben, und war ein dezidierter Mahner wider den braunen Ungeist.

Wer darüber hinaus seine Darlegungen über Atombewaffnung, "Bildungsnotstand", Internationalisierung, Konzertierte Aktion, Mitbestimmung, Rationalisierung, Sozialstaat, Wirtschafts- und Sozialpolitik, Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand und vieles andere mehr liest, wird daran erinnert, dass einige der Probleme von damals auch oder wieder Probleme von heute sind.

Otto Brenner Referat auf der Großkundgebung des DGB

11. Mai 1968 in der Westfalenhalle in Dortmund unter anderem zum Thema Notstandsgesetzgebung

„Wir haben immer wieder gesagt: Es handelt sich bei der Notstandsfrage in erster Linie um eine politische Entscheidung. Das ganze Konzept, auf dem die bisherigen Entwürfe beruhen, ist falsch. Mehr noch, es ist gefährlich. Denn es richtet sich gegen Sinn und Gehalt unseres Grundgesetzes, das nach dem Willen des Parlamentarischen Rates eine sozialstaatlich-demokratische Ordnung garantieren soll. […] Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum eine so weitgehende Regelung ins Auge gefasst werden muss. Sie ist weder für die Aufrechterhaltung unserer demokratischen Ordnung noch für die Sicherheit der Alliierten erforderlich. Wenn man sie weiter betreibt, so dokumentiert man damit nur den bösen Willen und den Entschluss, unter allen Umständen für Staatsgewalt Befugnisse auf Kosten der Bürger und ihrer Grundrechte zu usurpieren (Becker/Jentsch 2007: 375 ff).“

Das Leben Otto Brenners